EZA MAGAZINE
EZA PODCAST

Aktuelle Herausforderungen für Arbeitnehmer:innen im Justizsektor

Vom 1. bis 3. Juni 2023 fand in Bukarest/Rumänien ein Seminar zum Thema „Aktuelle Herausforderungen für Arbeitnehmer:innen im Justizsektor“ statt, organisiert von EUROFEDOP (Europese Federatie van het Overheidspersoneel), in Zusammenarbeit mit EZA und finanziert von der Europäischen Union.

Im Seminar wurden die aktuellen Herausforderungen für Arbeitnehmer im Justizsektor aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert. Teilnehmer und Referenten verglichen zudem unterschiedliche Ansätze und Regelungen in den verschiedenen europäischen Ländern miteinander, beispielsweise in Irland, Rumänien und Serbien.

In den Eröffnungsvorträgen wurden die unterschiedlichen Anforderungen und Eigenschaften für die Arbeit im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe dargelegt. Darüber hinaus wurden die Chancen der Digitalisierung diskutiert. Der größte Widerstand gegen die Digitalisierung beispielsweise ist in Serbien der Top-Down-Ansatz, während die Gewerkschaften der Meinung sind, dass die Einführung digitaler Arbeitsmethoden einem Bottom-Up-Ansatz folgen sollte. In Österreich ist das Justizsystem stark digitalisiert, was viele Vorteile mit sich bringt.

Darüber hinaus kann die Digitalisierung von Gewerkschaften als Argument und „Waffe“ genutzt werden, um bestimmte Ziele zu erreichen. Bezüglich des Outsourcings waren sich alle Teilnehmer und Referenten einig, dass Experimente mit der Auslagerung bestimmter Aufgaben des Justizsektors zu keinen positiven Ergebnissen geführt haben. Im Hinblick auf die berufliche Weiterentwicklung im Strafvollzug und auf Bewährungsmaßnahmen wurden mehrere EU-Projekte vorgestellt, darunter auch Kooperationsprojekte, die noch für neue Mitglieder offen sind.

In den Arbeitsgruppensitzungen beschäftigten sich die Teilnehmer getrennt mit den Themen Aus- und Weiterbildung einerseits und Outsourcing andererseits. Die Schlussfolgerungen lauteten, dass die Gewerkschaften Alternativen zum Outsourcing anbieten müssen und angesichts des in ganz Europa vorherrschenden Personalmangels junge Menschen in Schulen und Hochschulen angesprochen werden müssen. Mitarbeiter sind motivierter, wenn sie wissen, dass es Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung gibt und die Menschen ihren Job als einen echten Karriereweg betrachten, einschließlich Möglichkeiten zur Ausbildung und zum Aufstieg. Deshalb müssen Gewerkschaften auch bei der Ausbildungsplanung aktiv werden und zwischen der Art und dem Inhalt einer Ausbildung unterscheiden, beispielsweise Einführungsschulungen, allgemeine Schulungen, Ausbildungsprogramme für Fachkräfte usw. Die Schulung und Weiterentwicklung des Personals ist ein Schlüsselfaktor für die professionelle Ausübung aller relevanten Rollen. Im Hinblick auf Outsourcing müssen die Gewerkschaften diesem Trend entgegentreten und in ihren Reaktionen auf Outsourcing-Vorschläge innovativ sein.

Abschließend wurde im Seminar auch das Thema psychische Gesundheit im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe aus Sicht des Personals erörtert. Es wurden mehrere Projekte und ein White Paper vorgestellt.

Im Mittelpunkt der Diskussionen standen verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit und ihre Wahrnehmung durch Mitarbeiter und Gesellschaft sowie das sogenannte Stigma, das immer noch mit Menschen verbunden ist, die unter psychischen Problemen leiden. Es ist interessant zu verstehen, dass man sich bei der psychischen Gesundheit nicht nur auf den Einzelnen konzentrieren kann, sondern dass das gesamte Arbeitsumfeld und die Organisationsstruktur berücksichtigt werden müssen. Es gibt Projekte und Wahrnehmungsprojekte zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz, und in allen Ländern verändert sich das Bewusstsein langsam.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Teilnehmer aus verschiedenen Ländern sehr wertvolle Informationen und Erfahrungen zum Umgang mit aktuellen Herausforderungen im Justizsektor ausgetauscht haben. Jedes Land hat unterschiedliche Erfahrungen mit der Bewältigung dieser Herausforderungen, aber die meisten strukturellen Probleme sind sehr ähnlich, sodass die Diskussionen fruchtbar und aufschlussreich waren.

Das Thema Personalmangel, der die öffentlichen Dienste und damit auch die praktische Umsetzung von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie stark beeinträchtigt, wird beim nächsten Eurofedop-Seminar behandelt, das im September in den Räumlichkeiten des Europäischen Parlaments stattfinden wird.