EZA MAGAZINE
EZA PODCAST

Jahresrückblick des EZA-Präsidenten

Luc Van den Brande über das Jahr 2020, die Herausforderungen und die Erfolge bei EZA.

EZA-Präsident Luc Van den Brande (Photo: EZA/Fleischmann)

Liebe Leserinnen und Leser, liebe EZA-Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde,

während sich 2020 dem Ende entgegenneigt, ist es Zeit, auf dieses außergewöhnliche Jahr zurückzublicken. Die Coronakrise hat Herausforderungen ungeahnten Ausmaßes ausgelöst, mit denen wir uns alle auseinandersetzen mussten. Ich bin aber zuversichtlich, dass uns dies gelingen und uns weiter stärken wird. Nehmen wir die Arbeit von EZA als Beispiel.

Im Frühjahr 2020 mussten wir zahlreiche Seminare infolge des Ausbruchs von COVID-19 absagen oder verschieben. Wir mussten uns auf eine Situation einstellen, die noch niemand von uns erlebt hat. Es ist uns jedoch gelungen zu improvisieren und digitale Seminare und Bildungsangebote auf die Beine zu stellen. Wir haben unsere Mitglieder dabei unterstützt und man kann wohl sagen, dass uns die Krise ein guter Lehrmeister in Sachen digitaler Kompetenzen war. Ohne falsche Bescheidenheit können wir berichten, dass wir unser Bildungsangebot in dieser schweren Zeit so weit wie möglich aufrechterhalten und unseren Auftrag 2020 weiter erfüllt haben. Ich bin sehr dankbar und froh, dass es unserem Team im Sekretariat und unseren Mitgliedern im Netzwerk gelungen ist.

Die Krise hat alle Europäer/innen und Menschen in der ganzen Welt getroffen. Es ist deutlich, dass sich die EU, die Gesundheitssysteme, die Arbeitnehmenden, Unternehmer, die Akteure im Bildungswesen und Kulturschaffenden auf allen Ebenen mit großen Mühen auf die neue Situation einstellen mussten. Die Bereitstellung von 1.800 Milliarden Euro als Finanzpaket für den siebenjährigen Haushaltsrahmen bis 2027 und für das Programm ‚Next Generation EU‘ hat gezeigt, dass die EU handlungsfähig ist. Die Debatte über den Rechtsstaatsmechanismus hat jedoch offenbart, dass einige der EU-Mitgliedstaaten sich allmählich von unserem gemeinsamen Wertekanon entfernen. Ohne gemeinsame Grundauffassung zur Unabhängigkeit der Justiz, der Meinungs- und Pressefreiheit und dem Schutz von Minderheiten verlieren wir nicht nur unsere Glaubwürdigkeit, sondern auch unser gemeinsames Wertefundament, das uns in der Vergangenheit gestärkt hat.

Es ist auch im Interesse derer, die bei EZA im Mittelpunkt stehen: der Arbeitnehmenden. Der soziale Zusammenhalt, das Wohlergehen einer Gesellschaft und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben können gedeihen, wo Akzeptanz und Toleranz statt Ausgrenzung und Unterdrückung herrschen. Wir als Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen haben eine Verantwortung, für diese Werte einzustehen und sie zu verteidigen, wo immer dies geboten ist.

Eines der Hauptmerkmale des EZA-Netzwerks ist der christliche Hintergrund unserer Mitglieder. Der Wert und die Würde des Menschen sind für uns ein hohes Gut. Nach unserer christlichen Soziallehre sind alle Menschen verschieden, aber gleichwertig – ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Ausrichtung, Religion oder anderer Merkmale. Leider haben manche Menschen in einigen Ländern das Gefühl, dass ihre Werte und nationalen kulturellen Traditionen angegriffen werden, gerade weil wir alle Minderheiten in unsere Gesellschaft integrieren. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass es unsere Vielfalt ist, die uns in Europa eint. Es ist unser reicher und vielfältiger Hintergrund, der uns in der Welt stark macht.

Das Jahr 2020 hat gezeigt, wie anfällig unser System sein kann. Es gibt jedoch eine weitere Bedrohung für die Menschheit. Der Klimawandel und Umweltkatastrophen sind keine abstrakte Theorie mehr. Sie sind bereits Realität und wir müssen sie dringend angehen. Der europäische Green Deal ist unsere gemeinsame Leitplanke. Es ist für unsere Zukunft sehr wichtig, die Erderwärmung zu mindern, unsere Umwelt zu erhalten und dabei zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft zu finden. Da dies nicht ohne Folgen für die Arbeitswelt bleiben wird, müssen wir als Arbeitnehmerorganisationen unseren Beitrag leisten, damit dieser Wandel fair und sozialverträglich abläuft: Es ist eine Verantwortung, die wir als Chance begreifen müssen. Ich bin mir sicher, dass wir geeignete innovative Wege finden werden, um diese Herausforderungen zu meistern. Und ich bin auch überzeugt, dass die Gewerkschaften, Arbeitnehmerorganisationen und anderen Sozialpartner dabei weiterhin eine entscheidende Rolle spielen werden.

Ich war in diesem Jahr angesichts des unermüdlichen Einsatzes vieler Menschen, die in den Krankenhäusern Tag und Nacht die Patienten versorgt haben, die öffentlichen Dienste am Laufen gehalten, Taxi gefahren und unsere Kinder in den Schulen unterrichtet haben, tief beeindruckt. Es gäbe natürlich viele andere, die Erwähnung finden müssten. Es hat mich froh gestimmt, so viel selbstlosen Einsatz so vieler Menschen zu sehen. Mit dieser optimistischen und ermutigenden Betrachtung möchte ich Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest wünschen. Ich hoffe, Sie können während des Fests des Lichts und der Hoffnung Ihre Batterien aufladen. Ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr 2021 und freue mich bereits auf unsere Projekte, Seminare und Bildungsaktivitäten und auf ein Wiedersehen. Passen Sie bis dahin gut auf sich auf und bleiben Sie gesund!

Mit herzlichen Grüßen

Luc Van den Brande, EZA-Präsident