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Können die Werte der „Christlichen Soziallehre“ Orientierung bieten in einer „neuen Normalität“ nach Corona? Wie haben sich der „soziale Dialog“ und die Arbeitswelt verändert?

Vom 21. bis 23. Oktober 2021 fand in Bratislava /Slowakei die 32. KGZE zum Thema „Können die Werte der „Christlichen Soziallehre“ Orientierung bieten in einer „neuen Normalität“ nach Corona? Wie haben sich der „soziale Dialog“ und die Arbeitswelt verändert?“ statt, organisiert von ÖZA (Österreichisches Zentrum für Arbeitnehmerbildung), mit Unterstützung von EZA und der Europäischen Union.

Die 45 Teilnehmer/innen kamen von Arbeitnehmerorganisationen aus folgenden 13 Ländern: Albanien, Bulgarien, Deutschland, Lettland, Litauen, Malta, Österreich, Portugal, Rumänien, Serbien, Slowakei, Tschechische Republik und Ukraine (als Gäste).

Donnerstag, 21. Oktober 2021

Eröffnung der KGZE 2021 und Begrüßung durch die Veranstalter.

Als Gastgeberin begrüßt Lubica CERNA, Präsidentin von NKOS, die Teilnehmer/innen in Bratislava. Sie weist auf die besondere Lage der Stadt im Dreiländereck Slowakei, Österreich und Ungarn hin. Aber auch auf die besondere Zeit in der Corona-Pandemie, wo besonders die Zerbrechlichsten der Gesellschaft betroffen sind. Wir wollen dieses Seminar mit einer christlichen Sicht beginnen und wie Papst Franziskus sagt, fest verwurzelt und zugleich offen für Neues sein. Für den Veranstalter ÖZA bezeichnet Präsident Norbert SCHNEDL in seinem Grußwort die KGZE als wichtiges Signal im EZA-Netzwerk. Mit den Fragen zur Klimakrise und der Forderung nach einer „ökosozialen Marktwirtschaft“ werden wichtige Themen angesprochen, ebenso mit der Digitalisierung. Wir müssen wieder vermehrt zum Dialog bereit sein, auch eigene Gedanken immer hinterfragen (Sir Karl Popper: Auf der Suche nach einer besseren Welt). Die Covid-Pandemie hat zu sozialen Verwerfungen geführt, unsere Konferenz macht sich auf die Suche nach Lösungen. In seinem Grußwort überbringt Norbert KLEIN beste Wünsche der EZA-Leitung, von Luc van den Brande und Sigrid Schraml. Die KGZE ist heuer ein Wagnis und Covid noch nicht überwunden. Zugleich hat sie sich als ein Orientierung gebendes Format entwickelt: Erfahrungen austauschen; neue Erkenntnisse gewinnen; Vernetzen; die Öffentlichkeit informieren.

Freitag, 22. Oktober 2021

Welche Grundlagen für einen eigenständigen „European Way Of Life“ braucht es, damit wir nicht in alte Muster zurückfallen? Können wir aus der Kunst und der Religion inspiriert,  Wege zu einer „neuen Normalität“ finden?

Moderation: Andreas GJECAJ, ÖZA

Christian WABL, Österreich: Als Künstler beschreibt er uralte Weisheiten des Christentums. Das Wichtigste sind die Werte – aber wie gelingt deren Umsetzung? Er beschreibt auch die Wichtigkeit von Geld zur Umsetzung von Ideen. Im biblischen Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg geht es nicht um die Leistung des Einzelnen, sondern um ein würdevolles Leben – ein Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft.

Prof. Milan KATUNINEC, Trnava: Auch in einer post-pandemischen Welt braucht es ein Minimum an gemeinsam geteilten Werten. Nur die Pflege einer „Kunst des Streitens“  führt zu dauerhaften Lösungen bei Konflikten. Die Christliche Soziallehre könnte ein „großes Licht“ im europäischen Wertekanon sein, wird aber oft von vielen kleinen Lichtlein in den Hintergrund gedrängt. Dies auch, weil die Fähigkeit zur Unterscheidung verloren geht. Viele Junge erleben nur mehr Fragmentierung und Polarisierung: Wir verstehen andere nicht mehr und werden von anderen nicht verstanden. Wir müssen den Raum für einen Dialog kultivieren, verständlich erklären können, nicht flüchten, sondern das argumentative Terrain betreten.

Können die Werte der Christlichen Soziallehre für AN-Organisationen Orientierung bieten in einer neuen Normalität nach der Corona-Pandemie?

Moderation: Andreas GJECAJ, ÖZA

Dr. Karin PETTER-TRAUSZNITZ, ÖZA: Sie beschreibt die Digitalisierung als neue Normalität. Die Christliche Soziallehre steht für eine Kultur des Miteinander, wo eine Balance zwischen Einzelwohl und Gemeinwohl herrscht. Die Ökosoziale Marktwirtschaft (Begründer: Josef Riegler, Österreich) ist ein großer Schatz, der uns vom Raubbau zu einer zukunftsfähigen und friedensfähigen Kultur führt. Die Soziallehre begründet eine Werthaltung, die Ethik einmahnt und Konsequenzen für kommende Generationen hat – sie ist eine überzeugende Alternative.

Stefan HUSTAVA, NKOS: Den Ausgangspunkt bildet immer der Mensch mit seiner unantastbaren Würde. Die Soziallehre ist die Mindestanforderung für Grundrechte und Freiheiten. Es finden sich zahlreiche biblische Ausgangspunkte für die Menschenrechte, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Ruhezeit, das Recht auf gerechten Lohn, das Recht auf Versammlungen (Bildung von Gewerkschaften), das Streikrecht, …

Wie haben sich durch die weltweite Corona Pandemie der „soziale Dialog“ und die Arbeitswelt verändert?

Moderation: Andreas GJECAJ, ÖZA

Irina SEMJONOVA, Lettland (ZOOM): Mit einer Präsentation (PPP) beschreibt Irina die Situation in Lettland, die leider wieder von neuerlichen Maßnahmen (Lockdown) gegen die Ausbereitung der Corona-Pandemie geprägt ist.

Prof. Viorel ROTILA, Rumänien (ZOOM): Ebenfalls in einer Präsentation (PPP) beschreibt Viorel die dramatische Situation in Rumänien. Als Überschrift stellt er die Frage, ob wir in einer neuen „Eiszeit“ des sozialen Dialogs leben – und die Gewerkschaften – wie einst das Mammut – vom Aussterben bedroht sind.

Wie haben sich durch die weltweite Corona Pandemie der „soziale Dialog“ und die Arbeitswelt verändert?

Moderation: Christina HUTTOVA, NKOS

Veselina STARCHEVA, PODKREPA, Bulgarien: Weltweit nutzen 81% den sozialen Dialog, um eine konsensuale Einigung zu erzielen. In Bulgarien  herrscht große Armut, das Mindesteinkommen liegt bei Euro 350,- und 22,6% der Bevölkerung sind armutsgefährdet. Die Krise hat eine radikale Veränderung der Arbeit gebracht (Digitale Welt), aber die Menschen leben in einer realen Welt. Gewerkschaft muss Räume der Begegnung schaffen. Um ein wertvoller Sozialpartner zu sein, müssen Gewerkschaften: kommunikativer, flexibler, und integrativer werden, sowie fähig im Netzwerk zu arbeiten. Es braucht eine Re-Aktivierung des sozialen Dialogs, damit wir besser/stärker zurückkommen!

Doc. Ing. Lubica CERNA, NKOS, Slowakei: In der Slowakei gab es einen Regierungswechsel, die Pandemie ging auch leicht zurück. Nach wie vor leidet das Land unter Korruptionsfällen. Es gab – wie in vielen europäischen Staaten – Unterstützung für Firmen und eine Covid-Ampel. Anfangs gab es viel Solidarität in der Gesellschaft, aber sie ging rasch zurück. Durch die Digitalisierung verschieben sich die Arbeitsweisen, den ganzen Tag ONLINE sein ist oft sehr belastend, auch für die Familien.

Samstag, 23. Oktober 2021

Länderberichte

Zur Situation von AN-Organisationen nach Bewältigung der Corona-Pandemie und auf dem Weg in eine neue Normalität.

Einführung und Moderation: Fritz NEUGEBAUER, EUROFEDOP

In einem Einführungsstatement weist Neugebauer auf die wesentliche Funktion der Länderberichte für die KGZE hin. Sie beschreiben die allgemeine politische Situation und die Stellung in der Sozialpartnerschaft, die als „Sozialer Dialog“ gültiges EU-Recht darstellt. Wir wollen voneinander lernen. Auch in einer „neuen Normalität“ nach Covid, brauchen wir einen Mindest-Standard an gemeinsamer Kultur und ein Bekenntnis zum Sozialstaat.

Zu diesen Schwerpunkten wurden Länderberichte aus Albanien, Litauen, Serbien und der Ukraine vorgestellt.