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29. KGZE: Das „Digitale Zeitalter“ verändert unsere Art zu leben und zu arbeiten

Bei der 29. Konferenz über die gewerkschaftliche Zusammenarbeit in Europa – KGZE, die vom 18. bis 21. Mai 2017 in Tirana stattfand, diskutierten die 85 Vertreter/innen von Gewerkschafts- und Arbeitnehmerorganisationen aus Albanien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Kroatien, Litauen, Luxemburg, Mazedonien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien, Slowakei, Tschechien, Ukraine (als Gäste) die Frage, ob und wie das „DIGITALE ZEITALTER“ unsere Art zu leben und zu arbeiten verändert. Die unterschiedlichsten, hervorragenden Beiträge und Präsentationen haben bei dieser Konferenz eindrucksvoll belegt, dass wir weltweit – und so auch in allen an dieser Konferenz teilnehmenden Ländern – mitten im digitalen Wandel stecken.

Die Konferenz wurde unterstützt von EZA und der Europäischen Union und war Teil der EZA-Projektkoordinierung zum Thema „Auswirkungen der digitalen Arbeitswelt auf das Leben der Arbeitnehmer und ihrer Familien – sozialethische Überlegungen“.

Welche Handlungsfelder gibt es auf europäischer Ebene?

  • Die Erwerbsarbeit wird auch in Zukunft einen wesentlichen Stellenwert im Leben jedes/jeder Einzelnen, sowie in der Gesellschaft haben.
  • Auch wenn die Erwerbsarbeit in Zukunft tendenziell eher abnehmen wird, gibt es zahlreiche Felder, wo neue Jobs entstehen, wie z.B.: Green Jobs, Smart Cities, Gesundheitsberufe, Pharmazie, Mobilität (Entwicklung selbstfahrender Automobile), Software (Apps) und Hardware (Roboter, Computer,..), Lebensmittelindustrie, Landesverteidigung, Informations- und Kommunikationstechnologie – wobei die Digitalisierung auch neue Möglichkeiten schaffen wird, Produktionsstätten aus anderen Teilen der Welt wieder nach Europa zurück zu holen (Digital-Drucker).
  • Handlungsfeld BILDUNG: Neue und völlig andere Ausbildung für unsere Kinder und lebenslanges Lernen (LLL) für alle.
  • Handlungsfeld INFRASTRUKTUR: Durch konsequenten Ausbau der Leitungen (Breitband, Glasfaser,…) allen Menschen einen schnellen und offenen Internetzugang ermöglichen.
  • Handlungsfeld SOFTWARE: Den freien Zugang zu allen Programmen über das Internet (Open Source) zu ermöglichen als Handlungsfeld für eine zukunftsfähige Gewerkschaft (CYBER-TRADE-UNION). So ist Digitalisierung nicht nur als Bedrohung/Gefahr/Krise zu sehen, sondern auch als Chance, Inhalte besser und schneller transportieren zu können und mit neuen Mitgliedern stärker zu werden.

Können wir das europäische Sozialmodell durch Digitalisierung weiter entwickeln?

  • Digital und sozial dürfen kein Widerspruch sein.
  • Gewerkschaften müssen die Möglichkeiten der „modernen Kommunikation“ nutzen! z.B. E-Mail, Social Media, …
  • Gewerkschaften müssen die Geschwindigkeit des sich vollziehenden „raschen Wandels“ aufnehmen und Veränderung als Chance verstehen.
  • Neue Formen der Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wie auch zwischen Regierungen und Sozialpartnern, bieten auch neue Chancen des Dialogs.
  • Der „soziale Dialog“ braucht Regeln, weil jede Kommunikation Regeln braucht. Hier werden wir nicht alle bisherigen Kulturtechniken über Bord werfen, sondern auch Ethik und Werthaltungen in die öffentliche Diskussion einbringen, weil auch im technischen Fortschritt der Moderne der MENSCH Vorrang vor allen Entwicklungen behalten muss.

Können wir die Marktwirtschaft innerhalb sozialer und ökologischer Rahmenbedingungen weiter ausbauen?

  • Die Teilnehmer/innen der KGZE in Tirana geben ein klares Bekenntnis zur Marktwirtschaft ab, sind jedoch der Überzeugung, dass wir soziale und ökologische Rahmenbedingungen zur Entwicklung einer weltweiten „ökosozialen Marktwirtschaft“ auch in Zukunft brauchen werden.
  • Unsere gegenwärtige Form zu wirtschaften ist – nach dem tschechischen Ökonomen und Buchautor Thomas Sedlacek – in die „Falle der Mathematik“ gegangen, in die Kostenfalle. Wir müssen daher unsere Ökonomie so weiter entwickeln, dass ein gutes Leben für möglichst alle Menschen gelingen kann.
  • Das Konzept, welches in Europa auf dem Boden von Rechtstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie in den Jahrzehnten seit dem 2. Weltkrieg ständig weiterentwickelt wurde, darf nicht zurückgebaut werden, sondern muss auch im Kontext des globalen Wettbewerbs weiter ausgebaut werden.

Die hervorragenden Beiträge und Länderberichte in dieser KGZE in Tirana bestärken die Teilnehmer/innen, die Digitalisierung auch als Chance zu verstehen und mit dem Einbringen unserer christlichen Werte und der notwendigen Koppelung von Fortschritt und Ethik in eine gute Zukunft zu gehen!