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Hören Sie nie auf zu lernen und lassen Sie sich unterstützen!

Die serbische republikanische Gewerkschaft für Arbeitnehmer:innen in Banken, Versicherungen und anderen Finanzorganisationen (RS BOFOS) organisierte in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für Arbeitnehmerfragen (EZA) und finanziert von der Europäischen Union ein Seminar zum Thema: „Hören Sie nie auf zu lernen und lassen Sie sich unterstützen!“, das vom 11. bis 15. Juni 2025 in Kladovo/Serbien stattfand.

Am Seminar nahmen 64 Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus Bulgarien, den Niederlanden, der Slowakei, Polen, Nordmazedonien, Dänemark, Slowenien, der Türkei, Ungarn, Bosnien und Herzegowina, Rumänien, Portugal, Kroatien und Serbien teil.

Die Idee des Projektes, die wir erfolgreich umgesetzt haben, bestand darin, Vertreter:innen von Bildungseinrichtungen, Gewerkschaften sowie Expert:innen, die sich auf die berufliche Weiterbildung und Umschulung spezialisiert haben, zusammenzubringen. Wir haben Schlussfolgerungen verabschiedet, Empfehlungen formuliert und uns auf gemeinsame Maßnahmen verständigt. Einer der wichtigsten Aspekte des Seminars war der Wissenstransfer durch Beispiele für bewährte Methoden.

Das Seminar war sehr interaktiv gestaltet. Die Teilnehmer:innen diskutierten über Beispiele für bewährte Methoden und erzählten am runden Tisch von ihren persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Seminarthema.

Es gab zwei Arbeitsgruppen. Die erste Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit den Vorbereitungen auf Verhandlungspositionen und war eine Simulation für den Ablauf von Tarifverhandlungen nach dem „Harvard-Modell“, das Themen im Zusammenhang mit dem Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund von künstlicher Intelligenz, mit neuen Stellenbeschreibungen und Schulungen gemäß dem Papier der Weltorganisation der Arbeitnehmer (WOW) umfasst.

Die zweite war eine interkulturelle Arbeitsgruppe, die im Freien stattfand und den Titel „Kultur in Bewegung: Bildung durch Spiele, Tanz, Sport, Sprache und Speisen aus anderen Kulturen“ trug. Das Ziel wurde erfolgreich erreicht und bestand im Ausbau sozialer, kultureller und körperlicher Kompetenzen sowie körperlicher und mentaler Gesundheit. Die Arbeitsgruppe sollte zur Vermeidung von Stress und Burn-out am Arbeitsplatz sowie zur Stärkung eines positiven Arbeitsklimas durch informelles Lernen beitragen, da der Bereich des lebenslangen Lernens alle Tätigkeiten umfasst, die eine Person im Laufe ihres Lebens für den Ausbau von Wissen, Fertigkeiten, Kompetenzen und persönlichem Wachstum unternimmt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um formelle oder informelle Tätigkeiten handelt. Die dementsprechend konzipierte Arbeitsgruppe entspricht den Empfehlungen der EU und der nationalen Strategien für lebenslanges Lernen, in denen die Notwendigkeit zur Entwicklung von sogenannten „Soft Skills“, wie Teamwork, Kommunikation, Kreativität, interkulturelle Sensibilität und experimentelles Lernen, hervorgehoben wird.

Schlussfolgerungen 

  1. Der Austausch von bewährten Methoden im Zusammenhang mit Initiativen zur Weiterbildung und zu Umschulungen, einschließlich Initiativen innerhalb der Gewerkschaften, ist wichtig. In einem Zeitalter des schnellen Wandels, der durch die Technologie und sich verändernde Arbeitsmärkte angetrieben wird, bietet lebenslanges Lernen nicht einfach nur Vorteile – es ist auch unerlässlich für die persönliche Entfaltung, berufliche Anpassungsfähigkeit und gesellschaftliche Resilienz. Um diese Notwendigkeit Realität werden zu lassen, wird empfohlen, dass Regierungen, Arbeitgeber:innen und Gewerkschaften gemeinsam konkrete Maßnahmen, wie bezahlten Bildungsurlaub, individuelle Entwicklungspläne und ein transparentes Weiterbildungssystem, umsetzen, die sicherstellen, dass alle Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit haben, kontinuierlich zu wachsen, sich anzupassen und erfolgreich zu sein.

  2. Eine Kooperation mit Bildungseinrichtungen, Arbeitgeber:innen, Berufsgenossenschaften und Arbeitsorganisationen sowie mit Expert:innen, die im Bereich des Prozesses von Zusatzqualifikationen und Umqualifizierungen tätig sind, ist notwendig, um sich auf Maßnahmen zu verständigen, mit denen wir dazu beitragen können, das Problem des Fachkräftemangels wenigstens teilweise zu lösen.

  3. Der Beitritt junger Mitglieder in die Gewerkschaften ist dabei von entscheidender Bedeutung. Als Gewerkschaftsmitglieder müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass es auf der Ebene der Gewerkschaftsführung ebenfalls einen Generationenwechsel geben wird. Aus diesem Grund müssen wir für die jungen Gewerkschaftsführer:innen ein nachhaltiges System für Weiterbildung und den Erwerb von Fertigkeiten finden. Überall in Europa sind die Gewerkschaften geschwächt. Mit jungen, gut ausgebildeten und professionellen Gewerkschaftsführer:innen dürfen wir auf eine Erholung der Gewerkschaftsbewegung hoffen.

  4. Die Entwicklung der Digitalisierung und von künstlicher Intelligenz sowie deren Einsatz in der Wirtschaft wird weitergehen. Aus diesem Grund sollten sich Gewerkschaften für die Weiterbildung von Arbeitnehmer:innen als ein strategisches Erfordernis für Unternehmen bei der Bekämpfung von Fachkräftemangel und auch als Erfordernis innerhalb der Gewerkschaftsbewegung selbst einsetzen.

  5. Die Gewerkschaften sollten die Aufrechterhaltung des Prinzips des lebenslangen Lernens fördern, da dies die einzige Lösung für den Fachkräftemangel darstellt. Wir sollten Initiativen zum lebenslangen Lernen auf allen Ebenen unterstützen, da der kontinuierliche Erwerb von Wissen und Fertigkeiten wichtig ist. Investitionen in „Gewerkschaftsfertigkeiten“ sind Investitionen in starke und resiliente Arbeitnehmer:innen. Indem sichergestellt wird, dass alle Arbeitnehmer:innen Zugang zu relevanter Bildung und lebenslangem Lernen haben, meistern wir nicht nur die Herausforderungen der Zukunft, sondern schaffen auch neue Möglichkeiten für Wachstum und Innovationen. Hört also nie auf zu lernen und lasst euch unterstützen!

  6. Das Schaffen inklusiver und unterstützender Lernumgebungen für einzelne Personen mit Lernschwierigkeiten ist unerlässlich, um sicherstellen zu können, dass lebenslanges Lernen auch wirklich für alle zugänglich ist. Lehrkräfte und Fachleute sollten aktiv eine klare Kommunikation, flexible Anpassungen und strukturierte, aber trotzdem empathische Ansätze umsetzen, um Neurodiversität zu berücksichtigen und alle Lernenden zum Erfolg zu befähigen.