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Faire und kollaborative Nutzung von KI für Gewerkschaften und den sozialen Dialog

Die Mitglieder von EUROFEDOP aus ganz Europa sowie Vertreter:innen anderer Arbeitnehmerorganisationen kamen vom 8. bis 10. Mai 2025 in Bukarest (Rumänien) zusammen, um über die „Faire und kollaborative Nutzung von KI für Gewerkschaften und den sozialen Dialog“ zu diskutieren. Im Seminar wurde untersucht, wie KI bereits jetzt die Arbeitswelt grundlegend verändert und was dies für die Gewerkschaften in Bezug auf Rechte, Risiken und Chancen bedeutet. Es wurde mit der Unterstützung von EZA von EUROFEDOP (Europese Federatie van het Overheidspersoneel) organisiert und von der Europäischen Union finanziert.

Die Eröffnungsreden wurden vom EUROFEDOP-Präsidenten Dr. Norbert Schnedl und Vize-Präsident Prof. Viorel Rotila gehalten. Beide betonten, wie wichtig es ist, der KI nicht zu erlauben, den Kern der Gewerkschaftsarbeit – echte menschliche Interaktionen und eine kollektive Stimme – zu ersetzen, sondern stattdessen die KI zu verstehen und sie zum Vorteil der Arbeitnehmer:innen mitzugestalten.

Nach der Eröffnung hielt Prof. Rotila den ersten Vortrag, in dem er hervorhob, dass man keine Angst vor KI haben sollte, dass die Gewerkschaften sie aber kritisch verstehen und strategisch einsetzen sollten, um ihren Einfluss zu vergrößern, die Kommunikation zu verbessern und die Arbeitnehmerrechte zu unterstützen. Er ermutigte die Gewerkschaften, sich ein eigenes Fachwissen und eine eigene digitale Infrastruktur aufzubauen, um Autonomie und Resilienz sicherstellen zu können.

Dr. Christina Colclough (Gründerin: The Why Not Lab, Dänemark) warnte anschließend vor der verfrühten Nutzung von KI ohne starke interne Kompetenzen in diesem Bereich. Ihr Appell lautete: Die Gewerkschaften müssen zuerst eine Governance, rechtliche Garantien und klare Werte erstellen, bevor sie KI-Tools einführen. Ihrer Ansicht nach kann KI ohne diese Grundlagen sonst ernsthafte Risiken für Arbeitnehmerrechte und die Glaubwürdigkeit von Gewerkschaften darstellen.

Prof. George Azzopardi, außerordentlicher Professor für Informatik (Universität Groningen, NL), stellte konkrete KI-Tools vor, die die Gewerkschaftsarbeit unterstützen können – von der prädiktiven Modellierung bis zur Stimmungsanalyse. Er zeigte Beispiele aus der Praxis und konzentrierte sich dabei sowohl auf die Vorteile als auch auf die Gefahren, und drängt so die Gewerkschaften dazu, bei der Einführung von KI kritisch und ethisch zu bleiben.

Am zweiten Tag teilte Laurentiu Lungu, Leiter der IT-Abteilung bei FSSR Romania, praktische Anwendungsfälle aus dem öffentlichen Sektor in Rumänien. Er zeigte, wie KI-gestützte Tools die Leistungen für Gewerkschaftsmitglieder verbessern können, vorausgesetzt, die Tools sind gut konzipiert und wurden transparent entwickelt. Er betonte die Wichtigkeit gemeinsamer Datenbanken und einer europäischen Zusammenarbeit.

Professor Dr. Phoebe Moore (Universität Essex) hielt einen zum Nachdenken anregenden Keynote-Vortrag über die Risiken einer KI-gestützten Überwachung und Profilerstellung am Arbeitsplatz. Sie kritisierte den vagen Begriff „verantwortungsbewusste KI“ und drängte die Gewerkschaften dazu, sich zum Schutz der Privatsphäre und der Interessenvertretung der Arbeitnehmer:innen bei jedem Schritt einzubringen – von der Beschaffung bis hin zu Regelwerken.

Am Nachmittag begannen die Arbeitsgruppen, in denen die Teilnehmer:innen aufgeteilt in verschiedene sprachliche Gruppen (Bosnisch/Kroatisch/Montenegrinisch/Serbisch, Rumänisch, Deutsch, Englisch) zusammenarbeiteten. Das Ziel bestand darin, die Vorträge zu reflektieren und zentrale Fragen und Bereiche für weitere Erläuterungen zu ermitteln.

Am dritten und letzten Tag stellte jede Gruppe ihre Überlegungen und Vorschläge vor. Dazu gehörten Forderungen nach KI-Transparenz, stärkeren Regulierungen, besseren Schulungen innerhalb der Gewerkschaften und der menschlichen Entscheidungsfindung als nicht verhandelbarer Grundsatz. Es wurde eine gemeinsame Schlussfolgerung formuliert und sich auf Empfehlungen für weitere Schritte verständigt.