Vom 5. bis 8. Mai 2025 fand ein Seminar zum Thema „Bewältigung der Herausforderungen von Arbeitnehmerorganisationen durch einen generationenübergreifenden Dialog: Aus der Vergangenheit lernen, die Zukunft gestalten“ statt, das von JOC Europe (Jeunesse Ouvrière Chrétienne – Europe) in Zusammenarbeit mit dem EZA organisiert und von der Europäischen Union finanziert wurde.
Am Seminar nahmen 40 Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus Deutschland, Spanien, Österreich, Frankreich, Italien und Belgien teil. Sie alle sind Führungskräfte ihrer jeweiligen Organisationen auf unterschiedlichen Ebenen – von der Basisgruppe bis zur internationalen Ebene. Einige Menschen aus unterschiedlichen Generationen haben bereits Erfahrung damit, zusammenzuarbeiten, andere waren sich noch nie zuvor begegnet.
Der wichtigste Aspekt des Seminars von JOC Europe war die Ermittlung gemeinsamer Herausforderungen in den heutigen Arbeitnehmerorganisationen, und zwar konkret der Herausforderungen für junge Menschen, sowie die Nutzung des generationsübergreifenden Dialogs, um Wege kennenzulernen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Dies stärkte die generationsübergreifende Solidarität und Verbindung und ebnete den Weg für eine zukünftige generationsübergreifende Zusammenarbeit.
In Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen, welche die einzelnen Generationen gegeneinander aufbringen und gleichzeitig nur gemeinsam gelöst werden können, ist das Herausfinden der Vorteile des generationsübergreifenden Dialogs und das Lernen aus den Erfahrungen des jeweils anderen eine dringend benötigte Methode. Auch wenn viele junge Menschen den Wert des Beitritts zu einer Arbeitnehmerorganisation aufgrund einer immer individualisierteren Gesellschaft nicht erkennen, können ältere Generationen sie an ihren Erfahrungen, Kämpfen, Methoden und Erfolgen teilhaben lassen. Zur gleichen Zeit haben junge Menschen einen anderen Blick auf die Welt, was wiederum für Führungskräfte der älteren Generation wertvoll sein kann. Dialog anstelle von Kämpfen stärkt ein Gefühl der Zugehörigkeit, das für Arbeitnehmerorganisationen entscheidend ist, um Erfolg zu haben und damit der soziale Dialog wirksam ist.
Die folgenden Themen wurden besprochen:
- Ein kurzer Blick auf die Herausforderungen und Probleme in der heutigen Arbeitswelt.
- Bemühungen der teilnehmenden Organisationen und der Teilnehmer:innen in ihren jeweiligen Organisationen besonders im Hinblick auf die Organisation junger Menschen.
- Arbeitsgruppen zu konkreten Herausforderungen:
Gleichstellung der Geschlechter: Austausch darüber, wie man Frauen ermächtigen kann, Führungsrollen zu übernehmen – bewährte Methoden aus vergangenen und aktuellen Erfahrungen.
Beschaffung von Finanzmitteln: Expertenbeitrag zu verschiedenen Strategien der Beschaffung von Finanzmitteln, Austausch von Praktiken.
Organisation und Öffentlichkeitsarbeit: Beitrag zu Strategien, wie man an einem neuen Ort/bei neuen Gruppen mit der Organisation beginnt, Austausch von Methoden.
Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeit: Diskussion über die Notwendigkeit für einen stärkeren Austausch und eine europäische Koordinierung.
Möglichkeiten zur Analyse der Realität: Austausch darüber, wie unterschiedliche Organisationen Menschen dazu einladen, über ihre jeweilige Realität zu sprechen, und wie sie diese analysieren, damit sie für Maßnahmen genutzt werden können.
Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Generationen: Gemeinsames Ermitteln der Wünsche und Bedürfnisse, damit die generationsübergreifende Zusammenarbeit funktionieren und Erfolg haben kann.
Organisation von Migrant:innen: Beispiele für verschiedene Organisationen, die konkret Migrant:innen organisieren.
Initiativen der Sozial- und Solidarwirtschaft: Austausch über die Anwendung von Projekten der Solidarwirtschaft im Umgang mit den Bedürfnissen der (jungen) Arbeitnehmer:innen und als Hilfsmittel für deren Organisation.
Finanzielle Bildung als Teil der Ausbildung für Führungskräfte: Expertenbeiträge darüber, wie die unterschiedlichen Elemente der finanziellen Bildung Teil der Ausbildung für Führungskräfte sein können.
Merkmal der Arbeitnehmer:innen: Austausch über die Perspektive und die Herausforderungen aus der Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse und zu Arbeiterbewegungen.
Ergebnisse und Forderungen des Seminars:
Geschlechtsspezifische Ungleichheiten, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Probleme mit geistiger Gesundheit und Arbeitslosigkeit wurden als anhaltende Probleme in Europa hervorgehoben. Es wurde berichtet, dass prekäre Arbeitsplätze weit verbreitet sind und sie junge Menschen häufig ohne Arbeitsplatzsicherheit, Sozialleistungen oder Schutz zurücklassen. Geschlechtsspezifische Diskriminierung besteht weiterhin an Arbeitsplätzen, während die mangelnde angemessene Unterstützung für eine geistige Gesundheit zur Belastung der jungen Arbeitnehmer:innen noch hinzukommt, insbesondere von denjenigen mit unsicheren Arbeitsplätzen. Fragen im Zusammenhang mit geistiger Gesundheit unter jungen Arbeitnehmer:innen wurden als Thema für das nächste Arbeitsjahr ausgewählt.
Die Schulung bot einen Raum zum Austausch von Erfahrungen, zur Analyse von grundlegenden Ursachen und zur Stärkung der Verpflichtung zu kollektiven Maßnahmen. Einige Ergebnisse, die besonders hervorgehoben werden müssen:
Sowohl männliche als auch weibliche Teilnehmer sind sich ihrer Rolle bei der Befähigung von Frauen im Hinblick auf die Übernahme von Führungsaufgaben stärker bewusst. Weitere Maßnahmen zur Förderung des Bewusstseins in verschiedenen nationalen Organisationen sind geplant.
Die Wichtigkeit der Organisation von Migrant:innen wurde betont und wird Thema für zukünftige Maßnahmen auf europäischer Ebene sein. Es wurden Beispiele für bewährte Methoden zusammengetragen.
Die Teilnehmer:innen haben ein größeres Bewusstsein bezüglich der Wichtigkeit einer generationsübergreifenden Zusammenarbeit entwickelt. Jede nationale Organisation hat die nächsten Schritte festgelegt, die in dieser Hinsicht unternommen werden müssen.
Die Organisationen haben sich über ihre Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Finanzmitteln und der Suche nach strukturellen Finanzmitteln ausgetauscht. Der Expertenbeitrag sowie der Austausch unter Gleichgesinnten gaben ihnen konkrete Hilfsmittel und Strategien zur Anwendung an die Hand.
Folgen für die tägliche Arbeit
Jede Organisation hat aus den Erkenntnissen des Seminars ihren eigenen Plan für die weiteren Schritte erarbeitet. Der Koordinator der EU wird diese Pläne begleiten und in direktem Kontakt mit den Organisationen prüfen, wie diese Hilfsmittel genutzt werden.
In Bezug auf die europäische Zusammenarbeit haben die Organisationen geplant, sich stärker auszutauschen und im Zusammenhang mit der geistigen Gesundheit junger Arbeitnehmer:innen zusammenzuarbeiten. Für das Jahr 2026 ist ein Seminar geplant.