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Streitbeilegung

Die Mitglieder von EUROFEDOP aus der Region des Westbalkans und Vertreter:innen anderer Arbeitnehmerorganisationen trafen sich im Sitzungszentrum der USSCG, der Union Freier Gewerkschaften Montenegros, um über den EU-Beitritt und die Beilegung von Streitigkeiten zu diskutieren. Das Programm war für die anwesenden Vertreter:innen von großer Relevanz. Es fanden lebhafte Diskussionen statt, und die Vertreter:innen nahmen praktische, umsetzbare Punkte mit zurück in ihre jeweiligen Heimatländer. Das Seminar wurde in Zusammenarbeit mit dem EZA im Rahmen des EZA-Sonderprojekts für Arbeitnehmerorganisationen in den Bewerberländern organisiert und von der Europäischen Union finanziert.

Srdja Keković, Generalsekretär der USSCG, begrüßte alle Teilnehmer:innen herzlich in Montenegro. Er zeigte und erläuterte, wie er in Montenegro eine Gewerkschaft von Grund auf gegründet hatte und was dies mit sich brachte. 

Der Vize-Präsident von EUROFEDOP, Viorel Rotila aus Rumänien, unterstrich anschließend die Wichtigkeit starker Gewerkschaften, da dies einen starken sozialen Dialog und damit auch eine starke Demokratie bedeutet. 

Als Vertreterin der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) erläuterte Ada Huibregtse die Maßnahmen der IAO-Plattform für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (ESAP 3). Frau Huibregtse erörterte auch die unterschiedlichen Haltungen der Gewerkschaften in der Region, wenn es um den Aufbau von Kompetenzen, Qualifikationen und Finanzierung geht.

Frederic De Wispelaere, Forschungsexperte am Forschungsinstitut für Arbeit und Gesellschaft der Universität Leuven (HIVA-KU Leuven, Belgien), sprach über die Arbeitsmobilität nach dem EU-Beitritt. Er ließ die Teilnehmer:innen über die folgenden Fragen diskutieren: 1) Wie kann die Abwanderung von Fachkräften nach dem EU-Beitritt verringert werden? 2) Welche Art von Arbeitsmobilität werden ihre Arbeitnehmer:innen nach Einschätzung der Gewerkschaftsvertreter:innen nutzen? 

An diese Diskussion schloss sich ein Vortrag von Jovana Spaic Erdeljan, der nationalen Projektkoordinatorin der IAO in Belgrad, Serbien, an. Sie stellte den Stand des sozialen Dialogs in Serbien sowie die derzeit laufenden Maßnahmen und Projekte zur weiteren Stärkung dieses Dialogs vor. Die Einblicke aus der Sicht der IAO führten zudem zu interessanten Diskussionen über die praktische Umsetzung vor Ort, z.B. über den Nachweis der Repräsentativität und die Anwendung des Streikrechtsgesetzes. 

Alle Vorträge boten viel Stoff zum Nachdenken und zur Diskussion. Die anschließende Postersession „Fragen Sie die/den Expert:in“ führte die Teilnehmer:innen in eine etwas andere Richtung. Die Teilnehmer:innen mussten buchstäblich auf die Beine kommen und sich bewegen. Drei Referent:innen wurden mit ihren Postern in verschiedenen Ecken des Sitzungsraums platziert und die Teilnehmer:innen versammelten sich um sie herum zu einem interaktiven Dialog.

Dajana Cvjetkovic, Programmleiterin von SMART Balkans, eröffnete die Diskussion über Gewerkschaften und die Zivilgesellschaft. Sie sprach sich dafür aus, konstruktive Partnerschaften zu suchen, um die Bedingungen in Bezug auf wichtige gesellschaftliche Themen zu verändern und zu verbessern. Jeder und jede Einzelne kann Teil des Wandels sein. 

Lazar Jovevski, Professor an der Fakultät für Rechtswissenschaften, Abteilung Arbeits- und Sozialrecht der Universität „Ss. Cyril and Methodius“ in Skopje (Nordmazedonien), konzentrierte sich auf die Beilegung von Streitigkeiten und stellte fest, dass Arbeitsstreitigkeiten ein normaler Teil der Arbeit sind. In einem lebhaften Vortrag ermutigte er die Teilnehmer:innen zum Handeln und dazu, die Spielregeln per Gesetz zu ändern, wenn man die Menschen schon nicht ändern kann. Im weiteren Verlauf des Programms ging er noch näher auf die Möglichkeiten der gütlichen Beilegung von Arbeitsstreitigkeiten ein.

Schließlich sprach die Gastreferentin Jovana Spaic Erdeljan während der Postersession zu den Vertreter:innen und konzentrierte sich dabei auf die Reform der Sozial- und Wirtschaftsräte während des EU-Erweiterungsprozesses. Sie ermutigte die Teilnehmer:innen, Lösungen aus den EU-Ländern zu beobachten, zu verfolgen und gegebenenfalls umzusetzen. 

Gegen Ende des Seminars hatten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, sich konkrete Erfahrungen und Geschichten von Kolleg:innen bei der Vorbereitung des EU-Beitritts anzuhören. Dies fand in einem speziellen Panel unter dem Vorsitz von Tamara Goliš, Präsidentin der Gewerkschaft der Beamt:innen und Staatsbediensteten (SDSNCG, Montenegro), statt. Die Teilnehmer:innen hörten aufschlussreiche Beispiele von Srdja Keković (Montenegro), Andreja Janković (Serbien), Boro Veligdenov (Nordmazedonien) und Alžbeta Broszová (Slowakei). 

Die Moderatorin Femke Beumer schloss mit einer kurzen kreativen Aufgabe, aus der inspirierende und farbenfrohe „Statuen“ zum Thema EU-Beitritt hervorgingen, und dankte der Organisation, den Dolmetscher:innen und allen Vertreter:innen für ein aktives und ergebnisreiches Seminar in Podgorica.

Der Generalsekretär von EUROFEDOP, Bert Van Caelenberg, sprach zu den Mitgliedern und schloss das Seminar.