Vom 20. bis 22. September 2024 fand in Velehrad / Tschechien ein Seminar zum Thema „Inflation und Kaufkraftverlust“ statt, das von KAP (Hnutí „Křesťan a práce“) in Zusammenarbeit mit dem EZA organisiert und von der Europäischen Union finanziert wurde.
Am Seminar nahmen 65 Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus Polen, Deutschland, Österreich, der Slowakei, der Ukraine und Tschechien teil.
Ziel des Seminars war es, das Wachstum des gesellschaftlichen Wohlstandes zu bewerten, das sich in der langfristigen Kaufkraftentwicklung der Menschen widerspiegelt. Die europäischen Länder haben eine lange wirtschaftliche Entwicklung hinter sich, die zu einem Anstieg der Kaufkraft in der Bevölkerung geführt hat. Die aktuelle Krise mit der höchsten Inflation in den EU-Ländern seit vielen Jahren (in einigen Ländern sogar seit Jahrzehnten) als Begleiterscheinung führt jedoch zu einem Rückgang der Kaufkraft in einem großen Teil der Bevölkerung – das gilt insbesondere für sozial schwächere Gruppen und Arbeitnehmer:innen. Gleichzeitig verschärft diese Entwicklung die Einkommens- und Vermögensunterschiede zwischen einzelnen Personen oder Regionen innerhalb einzelner Länder noch weiter. Zusätzlich zu den Ungleichheiten innerhalb der einzelnen Länder besteht ein Missverhältnis zwischen den verschiedenen EU-Ländern. Die aktuelle Inflation trifft postsozialistische Volkswirtschaften stärker, entweder wegen ihrer größeren Energieabhängigkeit von Russland oder wegen der nominalen Konvergenz.
Der Mehrwert des Seminars bestand in einem besseren Verständnis der Folgen, die mit hohen und unvorhersehbaren Inflationsentwicklungen verbunden sind. Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um eine Politik zu gestalten, die es ermöglicht, die Rechte von Arbeitnehmer:innen zu verteidigen, den sozialen Frieden zu sichern und den Inflationsdruck in der Wirtschaft durch eine verantwortungsvolle Finanzpolitik zu verringern. Dieses Seminar trug außerdem zu einem besseren Verständnis der genannten Konsequenzen im Rahmen von Dreierverhandlungen und Tarifverhandlungen bei.
Die folgenden Themen wurden dabei besprochen:
Ursachen für die Inflation
Auswirkungen der Inflation auf Veränderungen im Verhalten der Verbraucher:innen
Ursachen, Folgen und Lösungen für die Inflation in Tschechien und der Slowakei mit Feststellung der Auswirkungen auf die privaten Haushalte
die Rolle von Inflationserwartungen und einer trägen Inflation
Auswirkungen der Erhöhung des Mindestlohns infolge von Wertsteigerungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen
Arbeitsteilung aus der Sicht der katholischen Soziallehre im Kontext der globalen Herausforderungen
Ursachen und Folgen der deutschen Inflationsentwicklung in den 1920er Jahren
Ursachen und Folgen der aktuellen deutschen Inflationsentwicklung
Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft.
Die Ergebnisse des Seminars lauten unter anderem:
Die hohe Inflation benachteiligt die ärmsten Haushalte am stärksten.
Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen. Das gilt auch für die jüngste Inflationsphase, die einen wesentlichen Teil der Welt betrifft.
Die Bedeutung der katholischen Soziallehre in den aktuellen globalen Trends
Lernen aus den Inflationsentwicklungen aus historischer und aktueller Sicht
Beschlüsse und Forderungen:
Die Wirtschaftspolitik sollte beim Umgang mit den Auswirkungen der Inflation die schwächsten Bevölkerungsgruppen berücksichtigen.
Politische Entscheidungsträger (Zentralbanken und Währungsbehörden) sollten sich darauf konzentrieren, angemessene Inflationserwartungen zu schaffen.
Beschlüsse: Die katholische Soziallehre ist wichtig, um auf die globalen Herausforderungen zu reagieren.
Beschlüsse: Die Ursachen für eine hohe und instabile Inflation sind meist die gleichen, daher sollten die politischen Entscheidungsträger aus der Geschichte lernen.
Folgen für die tägliche Arbeit:
Arbeitnehmerorganisationen sollten intern an der Weiterentwicklung des Lebensstandards für ihre Arbeitnehmer:innen interessiert sein.
Arbeitnehmerorganisationen sollten auf die Entwicklung des Preisniveaus reagieren und ein Absinken des Lebensstandards der Arbeitnehmer:innen verhindern.
Umsetzung der Seminarergebnisse in der täglichen Arbeit:
Die Teilnehmer:innen sollten die gewonnenen Informationen über die Auswirkungen der Inflation in ihren Betrieben verbreiten und so Themen im Zusammenhang mit den Lebensstandards aufgreifen.
Arbeitnehmerorganisationen müssen Druck auf die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger ausüben, damit diese Maßnahmen ergreifen können, um die negativen sozialen Auswirkungen der Inflation zu verhindern.