Das GEPO-Symposium zum Thema „Great Resignation: Rückzug aus dem Arbeitsmarkt und Sinnsuche junger Arbeitnehmer:innen nach der Pandemie“ fand vom 6. bis 8. Februar 2025 im Nell-Breuning-Haus Herzogenrath statt. Es wurde organisiert in Zusammenarbeit mit EZA und wurde finanziert von der Europäischen Union. Es brachte 41 Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden zusammen.
Fachliche Ergebnisse
Vor fünf Jahren brach das Coronavirus über die Menschheit herein. Auch in vielen Ländern Europas versuchten Regierungen, die Verbreitung des Virus über Lockdowns, Kontaktsperren und Distanzvorgaben einzugrenzen. Bei einer großen Zahl von Kindern und Jugendlichen hat diese Zeit tiefe Spuren hinterlassen. Das bleibt nicht ohne Folgen für ihre seelische Gesundheit und ihre Teilhabe an beruflicher Ausbildung und Arbeit.
Das GEPO-Symposium im Nell-Breuning-Haus begab sich auf Spurensuche in dieser wichtigen sozialen Frage. Dr. Johanna Wilmes von der Goethe-Universität Frankfurt schärfte den Blick dafür, dass drei Jahre eines gedämpften, kontaktarmen, digital distanzierten Lebens aus Sicht eines jungen Menschen eine Ewigkeit sind. Diese Erfahrung, gefolgt von sich aufstapelnden Krisen wie Krieg und Inflation, prägt ihr Lebensgefühl.
Dieses Gefühl ist von Unsicherheit, Erschöpfung, Hilflosigkeit geprägt. Viele junge Menschen erwarten nicht viel von der Zukunft, weil es sowieso anders kommt, als man denkt. Sie haben ihre Jugend verpasst, sie wurden nicht gehört und bei allen Schutzmaßnahmen nicht mitgedacht. Die soziale Infrastruktur, in der sie leben, lernen und sich entwickeln sollen, wird schon lange sträflich vernachlässigt.
Die Folgen branden inzwischen in der Berufswelt auf, wie vertiefende Gespräche mit dem Betriebsrat der Aachener Firma Zentis, dem sozialen Beschäftigungsprojekt AMOTIMA und der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) zeigten. Neben fachlichen Defiziten verstärken sich auch psychosoziale Problematiken wie Kontaktscheue und mangelhafte Belastbarkeit. Auch sinkt die Motivation, für verdichtete Vollzeitjobs Freizeit und Soziales zurückzustellen.
Für junge Menschen in prekären Lebenslagen stellt sich die Situation noch einmal schärfer dar. Die Pandemie hat ihre ohnehin geringen Zukunftschancen auf berufliche und soziale Teilhabe weiter verschlechtert. Im Grunde braucht es jetzt mehr denn je einen qualifizierten Zweiten Arbeitsmarkt, jenseits der regulären Erwerbsarbeit.
Fazit: Der Übergang zwischen Schule und Beruf bedarf einer erweiterten Begleitung – nicht nur im Schulausgang, sondern auch in der Phase der beruflichen Ausbildung, sozialarbeiterisch, solidarisch, seelsorglich.
Institutionelle Ergebnisse
Der internationale Austausch im Veranstalternetzwerk hat viele Perspektiven in den europäischen sozialen Dialog eingebracht. Das Leben und Arbeiten mit den Erfahrungen und Folgen der Pandemie ist auch bei vielen Netzwerkpartnern ein wichtiges Thema.
Der Blick auf die Jugend ist dabei häufig eine Blindstelle, denn Verantwortliche befinden sich eher im mittleren Alter und darüber hinaus. Daher sieht ihre Sicht auf drei schwierige Jahre dank ihrer Lebenserfahrung nachvollziehbar anders aus als bei jungen Menschen.
Insofern nahmen die Teilnehmenden des Symposiums Anregungen für die Weiterarbeit in ihren nationalen und regionalen Netzwerken mit. Es braucht mehr Wissen, es braucht direktes Gespräch mit jungen Menschen, es braucht passgenaue Angebote.
Als politische Forderungen lässt sich aus den Beratungen eine Stärkung der sozialen Infrastruktur für die berufliche und soziale Integration von jungen Menschen ableiten. Dabei sollte ein Fokus auf benachteiligte Personen in prekären Situationen liegen.
Die Netzwerkpartner können mit ihren Angeboten, Diensten und Einrichtungen etwas zu der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe beisteuern. Es braucht dazu allerdings politischen Rückhalt und finanzielle Unterstützung, die den Aufbau und die Arbeit absichert.