Vom 5. bis 8. September 2024 fand in Brüssel / Belgien ein Seminar zum Thema „Ein junger Blick auf Chancengleichheit: Wie viel ist dran an Europas großen Werten?“ statt, das von JOC Europe (Jeunesse Ouvrière Chrétienne – Europe) in Zusammenarbeit mit dem EZA organisiert und von der Europäischen Union finanziert wurde. Am Seminar nahmen 15 Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus Deutschland, Spanien und Belgien teil.
Wichtigster Aspekt des von JOC Europe organisierten Seminars war die kritische Auseinandersetzung mit der Chancengleichheit in Europa, insbesondere in den Bereichen Jugenddiskriminierung, LGBT+-Rechte, geschlechtsspezifische Ungleichheit sowie Rassismus am Arbeitsplatz und beim Zugang zum Arbeitsmarkt. Die Teilnehmer:innen beteiligten sich an Diskussionen, die zu konkreten Forderungen führten. Das Seminar machte deutlich, dass diese Gruppen mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert sind und dass ihre Einbeziehung in die Politikgestaltung und den sozialen Dialog für ein gerechtes und gleichberechtigtes Europa unerlässlich ist.
Das Seminar fand zu einem wichtigen Zeitpunkt statt, da der soziale Dialog in Europa zunehmend auf Inklusivität und Fairness ausgerichtet ist. Marginalisierte Gruppen haben nach wie vor mit Diskriminierung am Arbeitsplatz, geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden und prekären Beschäftigungsverhältnissen zu kämpfen. Das Seminar stellte eine Verbindung zwischen den politischen Maßnahmen und Initiativen der EU und den Realitäten her, mit denen junge Menschen heute konfrontiert sind. Dieses Abgleichen zwischen der europäischen Gesetzgebung und den Lebenserfahrungen der Teilnehmer:innen verstärkte die dringende Notwendigkeit eines integrativen sozialen Dialogs, der die Ungleichheiten, mit denen marginalisierte Gruppen konfrontiert sind, direkt angeht.
Die folgenden Themen wurden besprochen:
- Jugenddiskriminierung in der Beschäftigung: Diskussionen über die Notwendigkeit fairer Löhne, den Schutz vor Ausbeutung und den Kampf gegen unbezahlte Praktika.
- LGBT+-Rechte am Arbeitsplatz: Untersuchung der Diskriminierung am Arbeitsplatz und der Notwendigkeit eines besseren Rechtsschutzes.
- Geschlechtsspezifische Ungleichheit in der Arbeitswelt: Das Seminar befasste sich mit ungleicher Entlohnung, eingeschränktem beruflichen Aufstieg und der Notwendigkeit, dass Gewerkschaften die Gleichstellung der Geschlechter unterstützen.
- Die Auswirkungen des Kolonialismus auf den heutigen Rassismus: Auf einer dekolonialen Tour durch Brüssel untersuchten die Teilnehmer:innen, wie historische koloniale Methoden noch heute soziale Ungleichheiten und Rassismus beeinflussen.
Diese Diskussionen waren eng mit den europäischen Werten von Gleichheit und Gerechtigkeit verbunden und standen im Einklang mit gesetzgeberischen Bemühungen wie der Jugendgarantie, die jungen Menschen eine hochwertige Beschäftigung bieten soll, und der Richtlinie über Plattformarbeit, die auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Plattformbeschäftigten abzielt.
Ergebnisse und Forderungen des Seminars:
Die Teilnehmer:innen betonten die dringende Notwendigkeit eines besseren Schutzes für junge Arbeitnehmer:innen, insbesondere in der Gig-Economy und bei plattformbasierten Jobs. Die Diskussionen über die Rechte von LGBT+ am Arbeitsplatz unterstrichen auch die Notwendigkeit integrativer politischer Maßnahmen und Antidiskriminierungsmaßnahmen im Einklang mit dem europäischen Rechtsrahmen, wobei die Teilnehmer:innen ein stärker unterstützendes Umfeld für marginalisierte Arbeitnehmer:innen forderten.
Ein weiteres zentrales Thema war die Gleichstellung der Geschlechter, wobei der Schwerpunkt auf der Notwendigkeit gleicher Löhne für Frauen, eines fairen beruflichen Aufstiegs und einer geschlechtersensiblen Arbeitsplatzpolitik lag. Die Teilnehmer:innen forderten die Gewerkschaften auf, eine aktive Rolle bei der Förderung dieser Veränderungen zu übernehmen und sich für die Gleichbehandlung aller Geschlechter am Arbeitsplatz einzusetzen.
Das Seminar führte zu mehreren konkreten Forderungen. Die Teilnehmer:innen forderten die Durchsetzung der Jugendgarantie, um sicherzustellen, dass junge Arbeitnehmer:innen Zugang zu angemessenen Beschäftigungsmöglichkeiten haben, insbesondere in unterrepräsentierten Sektoren. Sie forderten auch die Stärkung der Rechte von Arbeitnehmer:innen in der Arbeitswelt, um sicherzustellen, dass Unternehmen eine faire Lohnpolitik und einen fairen Schutz gewährleisten. Außerdem wurde gefordert, dass sich die Gewerkschaften stärker für die Rechte von LGBT+ am Arbeitsplatz einsetzen und sicherstellen, dass marginalisierte Gruppen in Tarifverhandlungen einbezogen werden.
Darüber hinaus betonte das Seminar die Notwendigkeit, dass die Europäische Union die Gesetzgebung zur Lohngleichheit stärkt und ihre vollständige Durchsetzung in allen Mitgliedsstaaten sicherstellt. Die Teilnehmer:innen sprachen sich für verstärkte öffentliche Investitionen in die Jugendbeschäftigung und den Wohnungsbau aus, um den Lebensstandard zu verbessern, wobei der Schwerpunkt auf dem langfristigen Nutzen für künftige Generationen liegt. Die Forderungen konzentrierten sich auf die Schaffung einer Sozialpolitik, die die anhaltenden Herausforderungen von Ungleichheit und Diskriminierung in Europa angeht.
Folgen für die tägliche Arbeit
Die Bewegungen werden weiterhin auf die vollständige Umsetzung der europäischen Politik, wie der Jugendgarantie und der Richtlinie über Plattformarbeit, drängen und sich für eine stärkere Beteiligung am sozialen Dialog auf nationaler und europäischer Ebene einsetzen.
Die Gewerkschaften werden aufgefordert, marginalisierte Gruppen stärker zu vertreten und Antidiskriminierungsmaßnahmen am Arbeitsplatz aktiv zu fördern. Die Teilnehmer:innen verpflichteten sich außerdem zu einer engeren Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, um sicherzustellen, dass die Belange von jungen Arbeitnehmer:innen, Frauen und LGBT+-Personen bei künftigen Verhandlungen berücksichtigt werden.
Die JOC-Bewegungen werden sich auf öffentliche Sensibilisierungskampagnen zu den Themen Jugenddiskriminierung, Geschlechtergleichstellung und Inklusion am Arbeitsplatz konzentrieren, um sowohl die Politik als auch die öffentliche Meinung in ihren jeweiligen Ländern zu beeinflussen.