EZA MAGAZINE
EZA PODCAST

Investitionen in die Bildung sind Investitionen in die Zukunft – neues Wissen für ein neues Zeitalter

Vom 9. bis 11. Juni 2022 veranstaltete die Stadt Zagreb in Kroatien ein Seminar mit dem Titel „Investitionen in die Bildung sind Investitionen in die Zukunft – neues Wissen für ein neues Zeitalter“. Das Seminar wurde von HKD Napredak (Hrvatsko kulturno društvo Napredak) organisiert, von EZA unterstützt und von der Europäischen Union finanziert.

An dem Seminar nahmen Vertreter von Arbeitnehmerorganisationen aus 11 verschiedenen europäischen Ländern einschließlich des Gastgeberlandes teil.

Nachdem die Seminare in den letzten zwei Jahren aufgrund der Corona-Virus-Pandemie in einer Hybridform abgehalten wurden, fand dieses Jahr das Seminar endlich in „normaler“ Form statt, was alle Teilnehmer sehr freute. Solche Seminare dienen neben Diskussionen zu verschiedenen ausgewählten Themen und deren Schlussfolgerungen auch dem Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer, weshalb der soziale Kontakt der Teilnehmer enorm wichtig ist.

Zu Beginn des Seminars begrüßte Nikola Čiča, Präsident von HKD ‘Napredak, alle und drückte ihre Zufriedenheit darüber aus, dass sich die Teilnehmer des Seminars wieder persönlich treffen können. Sie betonte, dass Investitionen in Bildung einer der Schlüsselfaktoren für die Entwicklung der gesamten Gesellschaft in die Zukunft seien. Ihr zufolge ist es besonders wichtig, in neue Technologien zu investieren, sowohl in die Bildung als auch in Produktionsprozesse, und vor allem die Anwendung neuer Technologien ist entscheidend für die kommende Zeit. Als langjährige Pädagogin weiß sie, dass es im Bildungssystem selbst Widerstände gegen die Umsetzung neuen Wissens gibt, Widerstände seitens der Lehrkräfte, sei es aufgrund der Arbeitsbedingungen oder aufgrund fehlender Anpassungsbereitschaft an neue Trends was letztlich zu einem unzureichenden Bildungssystem führt. Daher seien mehr Anstrengungen und Verständnis auf allen Ebenen des Bildungssystems erforderlich, um die Situation zu verbessern, schloss sie abschließend.

In den Einführungsvorträgen wurde über die Ausrichtung des Bildungssystems an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes diskutiert. Durch eine auf den Tourismussektor bezogene Präsentation wurde betont, dass es ein Missverhältnis zwischen der Bildungsstruktur (Arbeitskräfteangebot) und dem Bedarf des Arbeitsmarktes für bestimmte Berufe gibt. Aus diesem Grund gibt es einen zunehmenden Trend zur saisonalen Beschäftigung von ausländischen Arbeitnehmern, Arbeitnehmern außerhalb der EU, von den Philippinen, Nepal, Indien und anderen asiatischen Ländern. Es wurde auch festgestellt, dass es in den meisten Ländern, aus denen die Teilnehmer des Seminars kamen, aufgrund des Rückgangs der Geburtenraten einen Abwärtstrend bei der Zahl der Schüler/Studenten gibt. Gut ist das gestiegene Interesse an technischen Fakultäten. Immer mehr Studenten möchten an Fakultäten für IT-Technologien studieren und sich einschreiben. Es ist zu beobachten, dass immer mehr Studentinnen an diesen Fakultäten studieren. Bis vor kurzem waren diese Fakultäten überwiegend „männlich“, heute sieht die Situation anders aus.

Es gab auch Diskussionen über die Position der Arbeitnehmer gegenüber den Arbeitgebern während der COVID-19-Pandemie und über die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um sowohl Unternehmern als auch Arbeitnehmern aufgrund dieser Krise zu helfen. Es wurden mehrere Beispiele aus einzelnen Ländern vorgestellt. Es wurde darauf hingewiesen, dass die EU-Mitgliedstaaten in dieser Situation viel besser abschneiden, weil ihnen verschiedene europäische Fonds zur Verfügung stehen. In Krisenzeiten ist der soziale Dialog herausgefordert. Auch die Beziehungen zwischen den Regierungen haben das gleiche Problem, und Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind oft unorganisiert. Arbeitnehmer sind in den meisten Fällen am stärksten betroffen. In bestimmten Ländern wurden Subventionen, die die Regierung den Arbeitgebern zahlte, nicht an die Arbeitnehmer ausgezahlt, so dass die Arbeitnehmer auch in diesen Situationen geschädigt wurden

Als Teil der praktischen Anwendung des Wissens wurde ein Besuch des Innovationszentrums Nikola Tesla (ICENT) organisiert. Das Zentrum ist Teil der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der Universität Zagreb. Die Seminarteilnehmer hatten die Möglichkeit, die Arbeit des Zentrums für Robotik und des Zentrums für Managementsysteme für erneuerbare Energiequellen zu sehen und kennenzulernen. Sie konnten sehen und erfahren, wie die Implementierung neuer Technologien eine praktische Anwendung finden und zu einer Verbesserung der Lebensqualität und einem rationelleren Umgang mit Ressourcen beitragen kann.

Da die Mehrheit der Teilnehmer aus verschiedenen Gewerkschaften stammt, wurden auch die Rolle und der Beitrag der Arbeitnehmerorganisationen zum Bildungssystem diskutiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass es in den meisten Ländern Branchengewerkschaften gibt, die sich in erster Linie um ihre Mitglieder, ihre Rechte, Arbeitsbedingungen und andere Dinge kümmern. Das ist gewissermaßen ein indirekter Einfluss auf das Bildungssystem. Eine direkte Einflussnahme durch Beeinflussung der Bildungsprogramme ist aufgrund einer Reihe von institutionellen und bürokratischen Restriktionen meist nicht möglich.

Um klar zu stellen, dass die Anwendung neuer Technologien nicht nur positive Auswirkungen hat, widmete sich ein Teil des Seminars Fragen der Auswirkungen neuer Technologien auf die Umwelt. Es wurde betont, dass es ein Gleichgewicht zwischen der Einführung neuer Technologien und dem Umweltschutz geben muss, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Darüber hinaus kann die Einführung neuer Technologien zum Verlust einiger Arbeitsplätze und Berufe führen. Daher sind Flexibilität und Anpassung des Bildungssystems sowie des Arbeitsmarktes sehr wichtig.

Junge Menschen sind die am stärksten in Bildungsprozesse eingebundenen Menschen und Träger der zukünftigen Entwicklung. Deshalb sollten sie sich für diese Themen am meisten interessieren. Allerdings gibt es in vielen Ländern, insbesondere nach der Krise der Corona-Virus-Pandemie, sichtbare Tendenzen, dass junge Menschen zunehmend apathisch sind. Dies gilt insbesondere für die jüngere Generation zwischen 19 und 29 Jahren. Es gibt eine starke Zunahme von Jugendlichen, die nichts tun und nicht zur Schule gehen, und der Anteil an Kriminalität unter Jugendlichen hat zugenommen, was ein Image der Hoffnungslosigkeit erzeugt. Trotz aller Maßnahmen und Bemühungen weisen die jungen Menschen nach wie vor die höchsten Arbeitslosenquoten auf. Andererseits haben junge Menschen das größte Potenzial, neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, was die Implementierung neuer Technologien impliziert.

Am Ende ist die gemeinsame Haltung aller Seminarteilnehmer, dass Investitionen in Bildung alternativlos sind. Neue Technologien spielen eine immer wichtigere Rolle in der Entwicklung unserer Gesellschaft. Was verbessert werden muss, ist die Motivation aller am Bildungsprozess Beteiligten. Das Wissen, das dabei herauskommen soll, muss nicht nur erlernt, sondern auch angewendet werden.