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Augen zu und durch – oder finden wir einen besseren Weg? Junge Menschen für den europäischen Arbeitsmarkt nach der Pandemie wappnen

Vom 26. bis 30. Oktober 2022 trafen sich 25 junge Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus 13 europäischen Ländern im Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath (Deutschland) zur Konferenz der EZA-Plattform für junge Arbeitnehmer:innen, organisiert vom Nell-Breuning-Haus und finanziert von der Europäischen Union. Titel der Veranstaltung war: “Augen zu und durch – oder finden wir einen besseren Weg? Junge Menschen für den europäischen Arbeitsmarkt nach der Pandemie wappnen”.

Zu Beginn der Konferenz stand ein erstes Kennenlernen und die Erwartungen an das Seminar im Vordergrund. Hier wurde schon ein hoher Austauschbedarf deutlich. Einige Erwartungen und Wünsche waren zum Beispiel: angewandte Praxis aus anderen Ländern kennenlernen, Wissen erweitern, Diskussion von Arbeits- und Ausbildungsfragen, Vernetzung, für Rechte einstehen, Europa erleben und gestalten.

Am zweiten Tag stand eine Reise nach Brüssel ins europäische Parlament an. Im Fokus stand hierbei ein Treffen mit der EVP-Parlamentarierin Sabine Verheyen, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung (CULT. Im Vorfeld der Konferenz hatten sich die Teilnehmenden bei einem Online-Meeting auf dieses Treffen vorbereitet. Die Ausbildungschancen für junge Arbeitnehmer:innen kristallisierte sich dabei als zentrales Thema heraus. Vor Ort begann das Treffen mit einer kurzen Vorstellung von Sabine Verheyen und ihren politischen Aufgaben. Die anschließende Diskussion wurde sehr angeregt geführt. Hier kamen verschiedene Themen zur Sprache: Probleme durch die Jobgarantie für junge Menschen, Probleme und Chancen durch den Bologna-Prozess, Gewichtung von Theorie und Praxis in der Berufsausbildung, Stärkung junger Menschen zum Berufseinstieg. Trotz des vollen Terminkalenders von Sabine Verheyen wurde das Treffen auf Grund des regen Austausches zeitlich deutlich überzogen. Im Anschluss daran führte eine Mitarbeiterin von Sabine Verheyen die Gruppe durch das Parlament und den Plenarsaal. Hier wurde politische Praxis für die Teilnehmenden greifbar. Als letzter Programmpunkt stand in Brüssel noch ein Besuch im Parlamentarium an. Die Teilnehmenden gingen hier selbstständig mit Multimedia-Guides in ihren verschiedenen Sprachen durch die Ausstellung und erfuhren sehr viel über die Geschichte und Gegenwart der Europäischen Gemeinschaft. Bei einer Abschlussrunde im Nell-Breuning-Haus tauschten sich die Teilnehmenden sich über gesammelten Erfahrungen und Eindrücke aus.

Der nächste Tag drehte sich rund um das Empowerment von jungen Arbeitnehmer:innen. Die Teilnehmenden arbeiteten hierfür Forderungen an die Europäische Union heraus. Hierbei wurde vor allem betont, dass junge Menschen mehr über ihre Rechte im Arbeitsmarkt und Möglichkeiten der Durchsetzung von diesen geschult werden müssen. Allgemein wurden mehr Maßnahmen zur Stärkung von jungen Menschen gefordert. Bezüglich der Ausbildung gab es eine ganz klare Meinung bei den Teilnehmenden: Der Grundstein für gute Arbeitsbedingungen ist eine gute Ausbildung. Diese soll für alle Menschen unabhängig ihres finanziellen Status erreichbar sein. Außerdem soll die Berufsausbildung mehr an die Realität der Arbeitswelt angepasst sein und nicht nur als reine Wissensvermittlung fungieren. Gefordert wurde daher deutlich mehr finanzielle Unterstützung durch die EU und direkte Maßnahmen in diese Richtung. Nach der Präsentation dieser Ergebnisse wurden drei Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Hier wurde den Teilnehmenden anhand von Problemen und Lösungen deutlich, welche Details in der Durchführung von Projekten wichtig sind. Besonders der Kontakt und die Abfrage von Bedürfnissen der Teilnehmenden aus den Projekten stand hier im Mittelpunkt. Durch die Erfolgsgeschichten wurden alle für ihre eigene Arbeit motiviert. Ein besonders emotionaler Vortrag kam von den Teilnehmenden der Ukraine. Die extreme Ausnahmesituation durch den Krieg trifft alle Bereiche im Land. Auch die gewerkschaftliche Arbeit ist davon getroffen. So wurde zum Beispiel die Arbeitswoche in einigen relevanten Bereichen von 40 Stunden auf 60 Stunden erhöht. Die anschließende Solidarität der Konferenzteilnehmenden spiegelte den Gedanken der europäischen Gemeinschaft wider.

Tag vier stand unter dem Motto: Bearbeitung von Problemen und Hindernissen in der Praxis. Als Methode wurde hierfür das Mitmachtheater gewählt. Die Teilnehmenden haben in Kleingruppen Probleme in ihrem Arbeitsalltag besprochen und als Theaterstück präsentiert. Die Rolle der Zuschauenden war es dabei einzugreifen und schauspielerisch Lösungsvorschläge zu präsentieren. Aus der Praxis wurden verschiedene Hindernisse dargestellt. Zum Beispiel festgefahrene Strukturen bei der Arbeit mit alteingesessenen Kollegen, Akquirierung von Ehrenamtler:innen oder auch die Bewerbung von Projekten bei der Zielgruppe. Die gewählte Methode wurde von den Teilnehmenden sehr positiv angenommen.

Mit Blick auf das Programm sind wir zuversichtlich, dass der Erfahrungsaustausch, die Anregungen, die Erkenntnisse und Ideen positiv in die Arbeit der diesjährigen Teilnehmenden miteinfließen wird. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Konferenz der Plattform junger Arbeitnehmer:innen im kommenden Jahr.