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In Erwartung eines gesellschaftlichen Wandels: Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) im Spannungsfeld von ökologischen Herausforderungen, landwirtschaftlicher Vielfalt und Nahrung für alle

Vom 2. bis 4. Oktober 2020 fand in Marsala / Italien ein internationales Seminar zum Thema „In Erwartung eines gesellschaftlichen Wandels: Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) im Spannungsfeld von ökologischen Herausforderungen, landwirtschaftlicher Vielfalt und Nahrung für alle“ statt, das von FEDER.AGRI. (Federazione Nazionale per lo Sviluppo dell'Agricoltura) organisiert wurde, mit Unterstützung von EZA und der Europäischen Union. An der Veranstaltung nahmen 60 Vertreter von Arbeitnehmerorganisationen aus Kroatien, Deutschland, Spanien, Portugal, Zypern, Griechenland, Polen und Italien teil.

Pandemie, nachhaltige Entwicklung, Landwirtschaft, Umweltschutz und Beschäftigung mit Blick auf neue Arbeitsformen waren die Themen, die die Debatte belebten. Das Seminar bot eine Gelegenheit zu Diskussion und Studium, ein enger Zusammenhang zwischen der Coronavirus-Pandemie, dem Schutz des Ökosystems und der Gesundheit wurde deutlich.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass Prioritäten gemeinsam verfolgt werden sollten, um möglichst zu verhindern sich gesundheitlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Notlagen entgegenstellen zu müssen: Italien und ganz Europa müssten klare, eindeutige und verantwortungsvolle Entscheidungen treffen.

Die Ausbreitung der Pandemie und die daraus resultierende Abschottung einzelner europäischer Länder bedeutete einen starken Rückschlag für viele Ziele der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Um nur einen zu nennen, veröffentlichte die FAO kürzlich einen Bericht, in dem davor gewarnt wird, dass 27 Länder von einer beispiellosen Nahrungsmittelkrise aufgrund der sozioökonomischen Folgen von Covid-19 betroffen sein werden. Nicht nur das: Die Gesundheitskrise hat nicht nur zu Schwierigkeiten in Wirtschaft und Verwaltung geführt, sondern auch dazu, dass die nationalen Regierungen wieder eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Wirtschaft und einzelnen Unternehmen spielen. In diesem Zusammenhang gehört die nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft zu den am stärksten betroffenen Sektoren. Ihre Erholung wird für die Neugestaltung der italienischen und auch europäischen Wirtschaft und Arbeitswelt von zentraler Bedeutung sein.

Die Teilnehmer waren sich ebenfalls einig, dass es notwendig ist, im Bereich Landwirtschaft ein noch umweltfreundlicheres und wettbewerbsfähigeres neues Szenario zu erdenken, in das die Aspekte Ökologie und Nachhaltigkeit integriert sind.

Domenico Mogavero, Bischof von Mazara del Vallo, betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer nachhaltigen Wirtschaft für die Bewahrung der Schöpfung.

Der Generalsekretär von Feder.Agri., Alfonso Luzzi, umriss die durch die Pandemie verursachte Notlage in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Arbeit und ging dann auf die soziale und globale Priorität der moralischen Frage ein, die zur Grundlage des Handelns und Denkens aller im Ökosystem Tätigen gemacht werden müsse. Er verwies auf die zeitliche Koinzidenz des Seminars mit der Veröffentlichung der päpstlichen Enzyklika „Fratelli tutti“: „Eine Enzyklika, die sich an alle wendet. Wir leben in einer Zeit, die durch Krieg, Armut, Migration, Klimawandel, Wirtschaftskrise und jetzt auch durch eine katastrophale und universelle Pandemie gekennzeichnet ist: uns selbst als Brüder und Schwestern anzuerkennen, ist eine Möglichkeit, die Würde jedes Menschen zu bekräftigen. Und es ist auch eine Möglichkeit, uns daran zu erinnern, dass wir aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten niemals allein hinausgehen können, einer gegen den anderen, Nord gegen Süd, Reich gegen Arm. Die Regierungen der Welt sollten ihre Entscheidungen in erster Linie auf diesen moralischen Wert stützen“, so Alfonso Luzzi.

Zu den Grußworten gesellten sich der Präsident von MCL von Trapani, Ubaldo Augugliaro, und der Co-Präsident von EZA, Piergiorgio Sciacqua. Maßgebliche Referate wurden gehalten unter anderem von

-Carmen Quintanilla, ehemalige spanische Abgeordnete und Vorsitzende der spanischen Vereinigung von Familien und Frauen in ländlichen Gebieten AFAMMER, über die Herausforderungen in der spanischen Landwirtschaft und die Rolle der Frauen in diesem Zusammenhang

-Felice Crescente, Direktor der Landwirtschaftsinspektion Trapani, zum Thema Beschäftigungswachstum im Agrarsektor in der Provinz Trapani: die Herausforderungen von Modernisierung und ökologischer Nachhaltigkeit

- Angelo Raffaele Margiotta, Generalsekretär von Confsal (Confederazione generale dei sindacati autonomi dei lavoratori) über wirtschaftliche Erholung und soziale Sicherheit für Arbeitnehmer, mit besonderem Blick auf die durch die Pandemie aufgetretenen neuen Arbeitsformen, wie z.B. der "agilen" Arbeit.

- Roberto Lagalla, Stadtrat für allgemeine und berufliche Bildung der Region Sizilien, zum Thema berufliche Bildung als Schlüsselelement für den Wandel

Den Abschluss bildete ein Runder Tisch zu den Klimaauswirkungen und dem "Nach Paris" mit einem Blick auf die tatsächliche Veränderung des Umweltökosystems nach Covid-19. Umwelt, Landwirtschaft und Arbeit zu Zeiten von Covid seien Themen, die nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen sollten.

Schlussfolgerungen

Der Agrarsektor ist europaweit nach wie vor einer der Bereiche mit der höchsten Produktivität. Um dies zu bewahren, gilt es, eine Politik der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes zu realisieren und die Arbeitnehmer als grundlegende Ressource anzusehen, die es zu schätzen und zu schützen gilt. Genau dieses Humankapital - Arbeiter und Angestellte -, das im Mittelpunkt der Debatte in Marsala stand, zeigt, wie wichtig seine Rolle, seine Kompetenz und seine Berufsausbildung ist. Darüber hinaus wurde während der Arbeiten verfolgt, wie die Arbeit aufgrund der Covid-19-Pandemie eine neue Richtung eingeschlagen hat. Die Bekämpfung und Eindämmung der Ausbreitung des Covid 19-Virus am Arbeitsplatz und vor allem der Schutz der landwirtschaftlichen Produktion einerseits und der Gesundheit der Arbeitnehmer andererseits ist nicht nur der Wille der einzelnen Länder, sondern ganz Europas. Dem Sozialen Dialog kommt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle zu, um eine Krise wie die derzeitige auch mittels gemeinsamer EU-Politik solidarisch zu überwinden.