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Interventionsstrategien zur Integration von Flüchtlingen und Einwanderern im europäischen Arbeitsmarkt

Vom 16. bis 18. Februar 2018 fand in Madrid, Spanien, das internationale Seminar zum Thema „Interventionsstrategien zur Integration von Flüchtlingen und Einwanderern im europäischen Arbeitsmarkt“ statt, welches von FIDESTRA (Vereinigung für Ausbildung, Forschung und soziale Entwicklung von Arbeitnehmern) mit Unterstützung von EZA und der Europäischen Union organisiert wurde. Abgehalten wurde das Seminar im Rahmen der EZA-Projektkoordinierung „Integration von Migranten und Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt – Die Rolle der Arbeitnehmerorganisationen“.

Am Seminar beteiligten sich verschiedene Organisationen aus Polen, Serbien, Griechenland, Zypern, Italien, Spanien und Portugal mit insgesamt 68 Teilnehmern, deren Ziel es war, soziale und politische Strategien und Lösungen für die größte und massivste Migrationskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg vorzuschlagen und zu prüfen.

Es ist wichtig, stets die Tragweite dieses Arbeitsthemas vor Augen zu behalten und folgende Fakten in Erinnerung zu rufen: 2015 erreichte die Gesamtzahl der in Europa angekommenen Flüchtlinge und Asylbewerber ein Rekordhoch von mehr als einer Million Menschen. In den ersten vier Monaten von 2016 wurden in diesem Zusammenhang mehr als 180.000 Menschen registriert. Das Ausmaß dieser Zahlen und die kurze Zeitspanne, in der die Zuwanderung erfolgte, stellen eine große Herausforderung für Europa dar.

Das Phänomen hat unbestreitbare Auswirkungen auf die öffentliche Meinung, die Migrations- und Flüchtlingsproblemen gegenüber sehr sensibel ist, weshalb sich die Politik umfassend auf die Bewältigung der Flüchtlingskrise konzentriert.

Andererseits zwingt die Flüchtlingskrise Europa dazu, der Integrationspolitik mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Ist die Integration erfolgreich, bringt sie sozialen Zusammenhalt, Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze in Europa.

Auf dem Diskussionstisch standen folgende Probleme: die Arbeitsmarktintegration von Migranten und Flüchtlingen, der Austausch bewährter Praktiken der beteiligten Länder sowie eingetretene Schwierigkeiten und Lösungsvorschläge.

Die Flüchtlings- und Migrantenproblematik, die verschiedenen Berufswege und berufliche Entfaltung, die bedeutende Rolle des EZA-Netzwerks sowie die Wichtigkeit der Integration, der menschlichen Aufnahme und einer friedvollen Zivilgesellschaft (Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte) waren zentrale Themen der verschiedenen Ansätze, sowohl in den thematischen Vorträgen als auch an den Runden Tischen.

Im Mittelpunkt des Seminars standen der Austausch von Erfahrungen, die Sichtweise der politischen Entscheidungsträger sowie die Aussagen der NROs, die täglich direkt mit der Problematik konfrontiert sind.

Ziele des Seminars:

  • Prüfung des aktuellen Status des Aktionsplans der Europäischen Kommission in Bezug auf die Aufnahme und Integration;
  • auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene ergriffene Maßnahmen der Mitgliedstaaten, um eine Integration der Zuwanderer und Flüchtlinge sicherzustellen, durch die diese als Schlüsselelemente für künftigen Wohlstand, Zusammenhalt und Wohlergehen der europäischen Gesellschaften einen wirtschaftlichen und sozialen Beitrag in den Aufnahmegemeinschaften leisten können;
  • Koordinierung von Maßnahmen zwischen Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen im Hinblick auf die Arbeitsmarktintegration, soziale Integration und Beteiligung der Migranten in den europäischen Gesellschaften an der Bekämpfung von Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit durch die Wahrung europäischer Werte.

Um diese Ziele zu erreichen, hat die FIDESTRA Organisationen des EZA-Netzwerks ausgewählt, die sich mit dem Problem befassen; die Seminarteilnehmer wurden dann unter Berücksichtigung ihres jeweiligen Tätigkeitsprofils vor Ort – vom sozialen Bereich bis hin zur Politik – eingeladen. Unterstützt wurde die FIDESTRA dabei von der Internationalen Plattform für Kooperation und Migration (IPCM), welche die EZA-Organisationen miteinander verknüpft.

Es wurde versucht, unter Berücksichtigung einer gemeinsamen und partizipativen Arbeitsmethode für alle Seminarteilnehmer einen dynamischen Raum zur Diskussion zu schaffen, der im zusammengestellten Programm seine Umsetzung fand. Das Wort wurde im Rahmen dieses Programms den anwesenden Organisationen erteilt, wobei ausreichend Raum zur Debatte bestand. Jedes Unterthema wurde in einer separaten, von einem Experten abgehaltenen Fachkonferenz behandelt.

Während des Seminars wurden auch jene Maßnahmen geprüft und hervorgehoben, die von der EU und den Mitgliedstaaten umgesetzt wurden, in der Absicht, die Kommunikation, Koordinierung und Zusammenarbeit der Aufnahmegesellschaften zu verbessern – Medien, lokale Behörden, Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen und NROs – sowie die erforderlichen Mittel, um ein positives Klima für Neuankömmlinge zu schaffen und die volle Unterstützung seitens der Bevölkerung zu erhalten.

Erwähnt sei hier auch der Schwerpunkt, der auf die Integrationspolitik in der EU und den Mitgliedstaaten gelegt wurde:

  • der Aktionsplan der Europäischen Kommission zur Unterstützung der Mitgliedstaaten bei der Aufnahme, Integration und Umverteilung der Flüchtlinge mit dem besonderen Fokus der Europaabgeordneten Verónica Lope;
  • Erfahrungen und bewährte Praktiken im Zusammenhang mit der Integration, die auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene in den verschiedenen europäischen Ländern entwickelt werden, unter besonderer Hervorhebung der Erfahrungen des portugiesischen Flüchtlingsrates (CPR) und anderer lokaler Behörden und Ansprechpersonen, wie der Gemeindeverwaltung von Alvito bzw. des Generaldirektors für soziale Integration der Regierung der Autonomen Region Madrid;
  • die Rolle von Gewerkschaften, Arbeitnehmerorganisationen und NROs bei der sozialen und beruflichen Integration, die von den verschiedenen teilnehmenden Organisationen näher erläutert wurde.

Das Ergebnis der beiden Arbeitstage und des Gedankenaustauschs, der zwischen den verschiedenen Körperschaften des EZA-Netzwerks, den Nichtregierungsorganisationen und den politischen Organen stattgefunden hat, sind folgende allgemeine Schlussfolgerungen:

  • die Wichtigkeit der Integration in die Arbeitswelt und Gesellschaft basierend auf Ausbildung, Kultur, Wissen und der Anerkennung von Unterschieden;
  • das Bestehen von Ängsten, Stigmata und Vorurteilen, welche die Maßnahmen beeinträchtigen, im Laufe der Zeit durch die Umsetzung von Lösungsstrategien für die Problematik jedoch an Intensität verlieren, sodass das Vertrauen der Bürger gesteigert werden kann;
  • die Erfordernis, sich dem Paradigmenwechsel und der Eingliederung der Kulturen und Religionen, die im europäischen Alltag an Einfluss und Bedeutung zugenommen haben, zu stellen;
  • die Erfordernis sozialer Integrationsmaßnahmen, durch welche normale, in die Aufnahmegesellschaften eingegliederte Alltagsbedingungen geschaffen werden können;
  • die zwingende Notwendigkeit der Annäherung regionaler und nationaler Maßnahmen, konkreter Eingriffe der verschiedenen Akteure sowie direkter Pläne, die auf konkrete Fälle ausgerichtet sind;
  • die dringende Erfordernis konkreter Richtlinien.

Es sollte auch betont werden, wie wichtig es ist, diesen Raum zur Diskussion zur Verfügung zu stellen und den Austausch der bewährten Praktiken und authentischen Vor-Ort-Erfahrungen der in diesem Seminar vertretenen Organisationen zu ermöglichen, um die Zukunft unseres europäischen Projektes, das auf FRIEDEN basiert, aufrecht zu erhalten.

Wir hoffen, mit einem weiteren der über das EZA-Netzwerk organisierten Seminare erneuten Mehrwert geschaffen zu haben:

Mehrwert in dem Sinne, dass die teilnehmenden Arbeitnehmerorganisationen sich darum bemühen werden, Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration sowie zur sozialen Integration und Beteiligung der Migranten und Flüchtlinge in Europa festzulegen und zu koordinieren und Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit durch die Bekenntnis zu unseren europäischen Werten zu bekämpfen... Menschlichkeit hat schlussendlich ein Gesicht und ist durch konkrete Maßnahmen umzusetzen.