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Ein neues Arbeitsumfeld: Sind flexible Arbeitsplätze wirkungsvoll?

Vom 05. bis 07. Februar 2018 organisierten Krifa und die Weltorganisation der Arbeitnehmer (WOW) in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für Arbeitnehmerfragen (EZA) und unterstützt von der Europäischen Union ein Seminar mit dem Titel "Ein neues Arbeitsumfeld: Sind flexible Arbeitsplätze wirkungsvoll?". Das Seminar fand in Luxemburg statt.

Flexibilität ist ein sehr zeitgemäßes Wort. Heute wird mehr denn je von Unternehmen, Arbeitgebern und Arbeitnehmern Flexibilität erwartet. Arbeitsplatzflexibilität kann auf zwei verschiedene Arten verstanden werden. Die erste ist die Flexibilität im Allgemeinen, was bedeutet, dass die Arbeitnehmer über flexible Verträge und Vereinbarungen für die Arbeit verfügen. Die andere Form der Flexibilität am Arbeitsplatz ist die Form, in der kein Arbeitnehmer einen festen Arbeitsplatz hat.

Die Vorteile des flexiblen Arbeitens liegen auf der Hand. Und es wird sehr oft als Vorteil für die Arbeitgeber angesehen (durch Kostenreduzierung, sei es für Büroräume oder Reduzierung von Reisekosten). Sicherlich gibt es auch zahlreiche Vorteile für Mitarbeiter. In der Lage zu sein, von zu Hause oder anderswo zu arbeiten, gibt den Menschen mehr Freiheit bei der Planung, was für sie am besten ist. Natürlich je nach Art der Arbeit, die Sie tun, sowie vom Land, aus dem Sie kommen.

Aber es gibt auch Nachteile, und es gibt immer mehr Beweise dafür. Die Menschen haben mehr und mehr das Gefühl, dass die Arbeit nie aufhört, da sie immer erreichbar sein müssen. Sie arbeiten also mehr Stunden als in ihren Verträgen angegeben. Auch leiden immer mehr Menschen in zunehmendem Alter unter Burnout-Symptomen. Also genug Material zum Nachdenken.

Herr Pat Cuffe, Sachverständiger für Personalmanagement - Organisationen des privaten und des öffentlichen Sektors, vom Dublin Institute of Technology konzentrierte sich in erster Linie auf die Überlegung, dass flexible Arbeit nur einen Vorteil für die Arbeitgeber darstellt. Für eine lange Zeit habe sich die Art der Arbeit nicht so sehr entwickelt. Dies obwohl in der Zwischenzeit sich die Nutzung neuer Kommunikationswege durchaus entwickelt habe. Das Internet sei erst seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts in realer Nutzung, was eine Revolution in der Kommunikation verursacht habe. Die Arbeitswelt sei noch nicht vollständig bereit dafür. Unternehmen und Arbeitgeber hielten daran fest, wie sie die Dinge schon seit vielen Jahren taten. Arbeit und Privatleben seien sehr gespalten. Dies habe sich geändert und trotz der negativen Auswirkungen lasse dies auch mehr Flexibilität zu. Während sich die Diskussion in den vergangenen Jahren um die Work-Life-Balance drehe, sollte die Überlegung nun eher sein, wie eine Work-Life-Beziehung aussehen sollte. Die Leute seien nicht mehr die gleichen und das Gleiche könne auch darüber gesagt werden, wann sie am produktivsten sind. Dadurch dass wir diesen Unterschieden Raum geben, würden die Ergebnisse letztendlich besser werden.

Der zweite Redner, Herr António Manuel Carita Franco, Vizepräsident des Sindicato da Energia (Portugal), konzentrierte sich auf die Situation in Bezug auf flexible Arbeit in seinem Land. In Portugal seien flexible Beschäftigungsformen immer noch nicht der Standard, aber sie würden zunehmen. Für viele von denen, die in flexiblen Arbeitsverhältnissen arbeiteten, sei dies nie eine Wahl. Sie hätten einfach keine andere Beschäftigung gefunden. Wie Herr Franco betonte: "Es scheint ein Missverhältnis zwischen den Erwartungen der Arbeitnehmer und der Beschäftigungspolitik zu geben. Studien deuten darauf hin, dass die Erwartungen der meisten Arbeitnehmer die Stabilität des Arbeitsplatzes betreffen, aber das politische und geschäftliche Umfeld versucht, flexible (vor allem prekäre) Formen einzuführen. " Dies sei ein europaweiter Trend. Es gebe zahlreiche Scheinselbstständige.

Die Situation in Deutschland sei ganz anders. Hier hätten viele Menschen flexible Verträge und eine große Anzahl von Menschen würde in Teilzeit arbeiten. Aber welche Trends und Herausforderungen der flexiblen Arbeit in Deutschland gibt es? Herr Torsten Brandt, Berater für Sozial- und Personalpolitik, Arbeitsamt des Saarlandes, konzentrierte sich auf drei Hauptpunkte: Unternehmensrahmen; Gleitzeit; und die Herausforderungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter für diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten. Was zu sehen sei, sei eine allgemeine Verschlechterung des Schutzes der sozialen Rechte der Arbeitnehmer. Außerdem gebe es eine Zunahme bei den Teilzeitstellen. Diejenigen Leute in dieser Art von Jobs hätten weniger Einfluss auf ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort, und der Mangel an Rechten würde ihnen viel Stress bereiten. Für diejenigen, die von zu Hause aus arbeiteten, sei es klar, dass sie oft mehr Stunden arbeiteten, als sie sollten, was zur Selbstausbeutung führen könne. Ein richtiges Rahmenwerk fehle noch. Und das sollte sich bald ändern.

Frau Dr. Heejung Chung von der Universität von Kent in ihrem Beitrag "Flexible Arbeit: Der Weg der Zukunft?" bot eine Einführung darüber, wie wir dahin gekommen sind, wo wir heute sind und was flexible Arbeit eigentlich bedeutet. Studien würden zeigen, dass Flexibilität ein wichtiger Faktor für die Auswahl eines Jobs sei. Studien würden auch darauf hinweisen, dass Flexibilität die Menschen produktiver mache. Es stimme, dass wir zu sehr an den geleisteten Stunden festhalten würden und nicht unbedingt daran, wie produktiv jemand sei. Flexible und Teilzeitarbeit gelte als negativer Faktor für die Gleichstellung von Frauen und Männern, da sie die traditionelle Rollenverteilung ermöglichen würden. Obwohl Flexibilität oft als die Antwort auf eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben angesehen werde, sei sie auch Ursache für Konflikte zwischen Familie und Beruf. Die Grenzen zwischen Arbeit und Leben würden verwischen. Man könne immer von überall aus arbeiten. Die Annahme, dass Arbeiter ihre Freizeit erweiterten, wenn ihnen Freiheit gegeben werde, sei falsch (das Autonomieparadox). Stattdessen erlaube es den Menschen, länger zu arbeiten (als sie es sonst tun würden). Ordnungsgemäße Vorschriften und Gesetze würden noch fehlen. Diese sollten jedoch zu einem weit gefassten Schutz der Arbeitnehmer entwickelt werden.

Die abschließende Rednerin, Frau Sabina Guerrero von The Job Tailors, erklärte, dass flexible Arbeit ein wichtiger Teil der Zukunft der Arbeit sei. In Luxemburg sei flexible Arbeit nicht ersichtlich. Dabei leide das Land unter Problemen wie Staus und Umweltverschmutzung. In Luxemburg gebe es eine große ausländische Arbeitsbevölkerung, die täglich ins Land ein- und ausreisen. Die meisten Jobs würden immer noch von neun Uhr morgens bis fünf Uhr am Nachmittag dauern. Viele Unternehmen in Luxemburg seien noch nicht bereit für einen flexiblen Arbeitsmarkt. Dies erfordere eine Änderung der Denkweise. Diese sei zwar insgesamt der Meinung, dass es für beide, Unternehmen als auch Arbeitnehmer, von Vorteil sei. Die Job Tailors versuchten, flexible Arbeit weiter zu entwickeln, indem sie die Vorteile aufzeigten und sie dadurch populärer machten.

Nach dieser letzten Präsentation wurden vier weitere Beiträge aus vier verschiedenen Ländern mit großen Unterschieden vorgelegt. Während flexible Arbeit sowohl in Serbien als auch in Mazedonien nicht üblich sei, sei dies in Dänemark und den Niederlanden sehr häufig der Fall. Dies sei teilweise auf die Art der verfügbaren Arbeitsplätze zurückzuführen, aber auch darauf, dass Manager der Produktivität der Mitarbeiter nicht ausreichend vertrauten.

Vertrauen sei der Schlüssel, wenn es um flexible Arbeitsregelungen gehe. Führungskräfte sollten Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein der Menschen haben. Sie sollten auch ihre Einstellung ändern, indem sie sich weniger auf Stunden und mehr auf das Ergebnis konzentrierten. Arbeiter müssten Grenzen setzen, um sich selbst zu schützen. Regulierung sei sehr wichtig und werde sicherlich an die aktuelle Situation angepasst werden. Und die Unternehmen müssten sicherstellen, dass die Unternehmenskultur intakt bleibe. Mit vielen Mitarbeitern, die von überall aus arbeiten, sei das eine ziemliche Herausforderung. Aber da die Entwicklungen flexibler seien als umgekehrt, müssten Antworten gefunden werden.