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Digitalisierung und Robotisierung der Arbeit in der Autoindustrie, neue Herausforderungen für die Tätigkeit der Gewerkschaften

Vom 4. bis 5. Mai 2017 fand in Budapest ein Seminar mit den Titel „Digitalisierung und Robotisierung der Arbeit in der Autoindustrie, neue Herausforderungen für die Tätigkeit der Gewerkschaften” statt, organisiert von Munkástanácsok Országos Szövetsége (MOSZ), mit Unterstützung von EZA und der Europäischen Union.

Am Seminar nahmen insgesamt 38 Vertreter aus Bulgarien, Ungarn, Spanien, Österreich, Litauen, Slowakei, Zypern, EJR Mazedonien, Niederlande, Serbien und Albanien teil, die über die Veränderungen der Arbeitswelt hinsichtlich der digitalen Arbeitsplätzen und Arbeitsmarkt diskutierten.

Das Seminar war Teil der EZA-Projektkoordinierung zum Thema „Digitale Arbeitswelt – technologische Entwicklungen und Veränderungen am Arbeitsplatz”.

Der Vizepräsident von MOSZ Gábor Holecz, der für den öffentlichen Sektor zuständig ist, begrüßte die Teilnehmer. Er betonte, es sei eine große Freude für MOSZ, dass schon das zweite Seminar zu diesem Thema in Budapest veranstaltet werden könne. Es sei besonders schwer, mit den schnellen Veränderungen Schritt zu halten, und ein solcher Erfahrungsaustausch trage dazu bei, die Ungarn betreffenden Problemen und Herausforderungen zu entdecken, die dann an die Entscheidungsträger der Europäischen Union weitergeleitet werden können.

In seiner Eröffnungsrede teilte Andreas Gjecaj mit, die Digitalisierung könne nicht nur unsere Arbeitsumstände, sondern auch unser Leben ändern. Wir Gewerkschaften müssten außer den Problemen auch die Möglichkeiten sehen. Die Zunahme des Datenverkehrs bringe eine neue Ära mit sich: Das Schulsystem würde sich umstellen, die Jugendlichen würden neue Kompetenzen erlernen müssen. Die Digitalisation berge aber auch Möglichkeiten: in der Zukunft könne der Zwang des Herstellens in Asien verschwinden, und die Produktion könne nach Europa zurückgebracht werden. Die digitale Entwicklung habe allerdings zur Folge, dass man vollständig „transparent” werde. Alle unserer Schritte könnten verfolgt werden, deshalb stellten die Datensicherheit und persönliche Sicherheit weitere Herausforderungen dar. Die größte Schwierigkeit sei hingegen die Aufgabe, die gewerkschaftlichen Ergebnisse bezüglich der Arbeit auch in der digitalisierten Welt aufzubewahren.

Die Vizepräsidentin von LDF und Projektkoordinatorin Jelena Soms, berichtete darüber, warum EZA diese Frage für wichtig hält stellte die Inhalte der Projektkoordinierung vor, in deren Rahmen sechs Seminare organisiert werden. Die Digitalisation werde eine enorme Auswirkung auf den Arbeitsmarkt ausüben und würde alle Bereichen berühren. Dies bedeute gleichzeitig Möglichkeiten, aber auch Bedrohungen.

Dabei existierten zwei Schulen, zwei Herangehensweisen:

  1. Berufsverluste, Abnahme der Errungenschaften der Wohlstandgesellschaft
  2. Neue Arbeitsplätze durch Digitalisierung

Laut Europäischer Kommission erzeuge die digitale Wirtschaft Zunahmen und neue Beschäftigungsmöglichkeiten, da sie Investitionen schaffe und die Innovationen anstiegen, was niedrigere Preise verursache. Das nenne man die vierte industrielle Revolution, die die Arbeitskosten senke, während die Technologie an Bedeutung gewinne. Die digitale Arbeit bilde einen Teil der Strategie Europa 2020. Neue Technologien seien nötig, wenn die Gewerkschaften Gewinner sein wollen.

Wichtig ist, dass in der Zukunft neue Fähigkeiten benötigt werden. Zur Zeit sind die Computer nicht in der Lage, die Arbeitnehmer zu ersetzen, deshalb ist die Bildung von zentraler Bedeutung. Die Menschen müssen flexibler sein und die Anzeichen der Veränderung rechtzeitig erkannt werden. Für die Gewerkschaften ist es wichtig, neue Netzwerke in den digitalen Plattformen zu schaffen. Die wichtigste Aufgabe ist der Schutz der Arbeitnehmer. Man darf nicht jeden Tag in der Woche 24 Stunden arbeiten. Jeder hat das Recht auf einen Ruhetag, um „abzuschalten”. Der Arbeitnehmer darf nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn sein Diensthandy in der freien Zeit ausgeschaltet ist. Oft greift man auch außer der Arbeitszeit zum Handy, beantwortet E-Mails, und das ist sehr gefährlich. Wie kann man die Rechte der Arbeitnehmer an die Digitalisierung anpassen?

Der Vizepräsident der Postsektion bei MOSZ Pefeifer Tamása hob hervor: man sollte sich mit den Löhnen beschäftigen, weil es eine Migrationsbewegung der Arbeitskräfte aus dem Osten in Richtung Westen gibt, wodurch mit den Menschen auch das Wissen weggeht.

Die Vizepräsidentin für Jura Dr. Judit Czuglerné Iványi stellte folgende Fragen: Kann die Digitalisierung eine positive Wirkung haben, können wir die Arbeitskräfte behalten? Wie wird das Generationenproblem behandelt? Welche Sektoren berührt die Digitalisierung und welche nicht? Was kann man nicht robotisieren? Offensichtlich kann die Fähigkeit der Problemlösung nicht robotisiert werden.

Der Staatssekretär für den ungarischen Arbeitsmarkt und Bildung Péter Cseresnyés bekräftigte, dass sich die Wirtschaft in Ungarn erheblich entwickelte, die Anzahl der Beschäftigten stieg an: heute arbeiten um 700.000 mehr Menschen als vor einem Jahr. Mit der Wirtschaft 4.0 kann man erfahren, mit welchen Herausforderungen man konfrontiert wird. In manchen Regionen entstand einen Mangel an Fachleuten, dazu hat die ungarische Regierung Lösungen erarbeitet, deren Kern die Digitale Bildungsstrategie bildet.

Cseresnyés fasste die sozialen und wirtschaftlichen Wirkungen der Digitalisierung folgendermaßen zusammen:

  • beinflusst alle Bereiche des Lebens
  • hilft, macht die Kontakte schneller
  • motiviert zum Lernen
  • steigert die Kommunikation

Relevant ist, dass die klassischenFähigkeiten nicht ausreichend sind, eine Arbeit zu behalten – lebenslanges Lernen ist nötig, man muss sich jeden Tag auf die Schwieigkeiten des nächsten Tages vorbereiten. Einige Berufe werden automatisiert und beanspruchen hochqualifizierte Menschen im digitalen Bereich. Die Nachfrage nach ungebildeten Arbeitskräften wird bedeutend sinken. In den nächsten Jahren erweitert sich die Zahl der Arbeitsplätze, die durch Fernarbeit verrichtet werden können. Laut manchen Studien werden auf den aufstrebenden Märkten 7 Millionen Arbeitsplätze abgeschafft und 2 Millionen neue geschaffen, während andere Studien zeigen, dass der Informations- und Kommunikationssektor bis 2020 etwa 7 Mio. neue Arbeitsplätze schafft und viel weniger wird abgeschafft werden. Die Schlüsselkompetenzen werden die schnelle Aufnahmefähigkeit, soziale Intelligenz, Durchsetzungsvermögen und Ordnungsfähigkeit sein.

Der Vertreter des Staatssekretärs Zoltán Marczingó fügte hinzu: Das Ziel ist, dass die ungarischen Unternehmen Waren mit Mehrwert herstellen und dass sie sich immer mehr mit internationalen Firmen verbinden.

Dr. Veselina Starcheva, die leitende internationale politische Ratgeberin bei Prodkrepa, sprach über die Situation der Frauen in der digitalen Welt. Sie behauptete, dass durch die zunehmende Digitalisierung Arbeitnehmer mehr und mehr Aufgaben parallel bewältigen müssten und dazu quasi zu Robotern würden. Auch sah sie eine zunehmende Belastung von Frauen, die nicht nur dies meistern müssten, sondern zudem noch den Großteil der Kindererziehung und der häuslichen Pflichten bewältigen müssten. Dies wiederum habe zur Folge, dass sie oft keine Zeit für Weiterbildungen haben. Die gewerkschaftlichen Politiken müssen die Geschlechtsunterschiede und die oben genannten Probleme beachten.

Vilmos Kozáry berichtete über die Kompetenzen und Anpassungsfähigkeit im Bezug auf die Digitalisation, dann stellte der Experte von MOSZ Miklós Pásztor den Standpunkt von EGSZB über die Wirkung der Digitalisation auf die Arbeitsumstände und über die nachhaltige Beschäftigung vor.

Die PhD-Studentin Ildikó Rácz äußerte sich über die arbeitsrechtlichen Herausforderungen von Sharing Economy bezüglich des Unternehmens Uber. Problematisch sei, dass zunehmend Arbeit kann von überall verrichtet werden könne. Das arbeitsrechtliche Dilemma sei, dass Sharing Economy ungeeignet dafür sei, das Arbeitsverhältnis zu identifizieren. Das Beispiel Uber zeige, dass dadurch arbietsrechtliche Fragen umgangen werden könnten.

Im Jahr 2016 erstellten die europäischen Organisationen eine gemeinsame Stellungnahme über das digitale Wirtschaftsmodell, in dem der gerechte einheitliche Markt als Vorbild genommen wurde. Das Ziel sei die Bewahrung des Europäischen Sozialmodells, das einzigartig und wertvollsei. Der EGB habe einen Bericht erstellt, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, worauf man tatsächlich aufpassen müsse.

In der Zukunft müssen die Gesetze mit der Digitalisierung harmonisiert werden. Viele Arbeitsplätze würden verlorengehen. In einigen Bereichen würden die Rechte am Arbeitsplatz geschwächt. Es würden aber schon Reformen in Bezug auf den Arbeitsmarkt durchgeführt. Die Digitalisation werde zum wirtschaftlichen Wachstum beitragen, deswegen sahen die Seminarteilnehmer die Zukunft optimistisch.