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Der Beitrag der Arbeitnehmerorganisationen zur europäischen Säule sozialer Rechte

Vom 23. bis 25. November 2017 fand in St. Julians, Malta, ein Seminar zum Thema „Der Beitrag der Arbeitnehmerorganisationen zur europäischen Säule sozialer Rechte“ statt, das von der UHM (Union Ħaddiema Magħqudin) mit Unterstützung der EZA und der Europäische Union organisiert wurde.

65 Vertreter von Arbeitnehmerorganisationen aus Malta, Portugal, Serbien, Spanien, Polen, Zypern, Dänemark, Slowenien, Rumänien, Österreich und Litauen nahmen an dem Seminar teil.

Das Seminar ist Teil der EZA-Projektreihe „Strategien europäischer Institutionen – Europäische Säule sozialer Rechte“.

Was war der wichtigste Aspekt des Projekts?

Der wichtigste Aspekt des Projekts war die Debatte über den Mehrwert der EU-Säule für soziale Rechte bei der Entwicklung der Europäischen Union. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Erläuterung der verschiedenen von der EU-Säule abgedeckten Prinzipien und ihrer Auswirkung auf die nationalen Systeme gewidmet. Die unterschiedlichen und hochrangigen Profile der beteiligten Redner ermöglichten eine umfassende Diskussion und lieferten ein umfassendes Bild der Situation, wobei insbesondere die Rolle und die Beteiligung von EU-Institutionen wie dem EP und dem EWSA erläutert wurden. Gleichzeitig wurden spezifische Bereiche, die von der EU-Säule abgedeckt werden, wie z. B. Bildung, Arbeitsmarkt, Informationen zu Beschäftigungsbedingungen und Wohlfahrt, in den Präsentationen und am Runden Tisch dargestellt, wobei die Interessen und die positive Rückmeldung aller Beteiligten berücksichtigt wurden. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass weitere Schritte erforderlich sind, um die möglichen Beiträge der Arbeitnehmerorganisationen in praktischer Hinsicht besser zu definieren: Dies könnte durch die Vertiefung des sozialen Dialogs und der politischen Initiativen auf nationaler Ebene geschehen, die das Potential zur Nachahmung haben. Während des gesamten Seminars war es möglich, besser zu verstehen, wie Arbeitnehmerorganisationen zu positiven Auswirkungen der EU-Säule beitragen können, insbesondere wie sie ihre Grundsätze in die Realität umsetzen können. Darüber hinaus haben mehrere Redner spezifische Herausforderungen für die Arbeitnehmerorganisationen sowohl in Bezug auf das politische Szenario als auch in Bezug auf die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt festgestellt.

Die Teilnehmer waren auch an einer führungsbezogenen Aktivität beteiligt, die in einer Rollenspielsitzung stattfand, bei der die wichtigsten Elemente der Führung wie Kommunikation, Vision und Problemlösung aktiv behandelt wurden. Nach dem Rollenspiel nahmen alle Teilnehmer an einer Nachbesprechung teil, bei der die Aspekte, die während des Rollenspiels auftraten, mit der Führung innerhalb einer Organisation verknüpft waren.

Schließlich war der von den Jugendlichen erbrachte Beitrag ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts. Dies geschah sowohl durch ihre aktive Teilnahme an den Diskussionen während des Seminars als auch durch eine spezifische fokussierte Sitzung. Dank Letzterer hatten die jungen Arbeitnehmervertreter die Möglichkeit, sich auf einen speziellen Bereich im Zusammenhang mit prekärer Beschäftigung und Konnektivität zu konzentrieren.

Warum war das Projekt gerade jetzt wichtig?

Das Projekt befasste sich mit einem Thema, das derzeit in der EU-Agenda weit oben steht. Der EU-Sozialgipfel fand einige Tage vor der Umsetzung dieses Projekts statt. Er wurde von der Europäischen Kommission und der schwedischen Regierung mit über 600 Teilnehmern aus allen Mitgliedstaaten organisiert. Es ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass ein spezifischer Gipfel den sozialen Aspekten der EU-Integration gewidmet wurde, und die Juncker-Kommission schlug ausdrücklich vor, die EU-Säule für soziale Rechte weiter auszubauen.

Angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in der EU war es für Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen sehr wichtig, etwas über die EU-Säule für soziale Rechte zu erfahren, um die Bereiche besser festzustellen, in denen sie einen Beitrag leisten kann. Man rechnet damit, dass nach dem EU-Gipfel weitere Diskussionen und Konsultationen auf nationaler Ebene und auf EU-Ebene stattfinden werden. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Arbeitnehmerorganisationen und die Vertreter junger Arbeitnehmer eine aktive Rolle bei der Entwicklung dieses politischen Bereichs übernehmen.

Das Seminar war daher ein ideales Forum für Arbeitnehmervertreter, um ihre Rolle und ihren möglichen Beitrag zu dem Thema besser zu verstehen. Während der Diskussionen wurden die folgenden Schlüsselbereiche festgestellt:

  • Zugang zu Informationen über Arbeitsbedingungen. Arbeitnehmerorganisationen können in ihrem nationalen oder regionalen Kontext eine zentrale Rolle spielen und Vorschläge und Maßnahmen einreichen, die diesem Prinzip entsprechen. Während des Seminars wurde ein Beispiel für eine Online-Lösung bereitgestellt, die einen freien und einfachen Zugang zu Arbeitsverträgen bietet.
  • Lebensqualität, Work-Life-Balance und soziale Dienstleistungen. Die Teilnehmer waren sich während der Diskussionen einig, dass Arbeitnehmerorganisationen soziale Dialogprozesse zur Einführung von kostenlosen Kinderbetreuungsprogrammen für die arbeitende Bevölkerung führen könnten.
  • Die Löhne waren ein weiteres wichtiges Diskussionsthema, und die Arbeitnehmerorganisationen können einen weiteren Beitrag zur Debatte über den Mindestlohn leisten, indem sie innovative Berechnungsmethoden für die Berechnung der Beträge in jedem Land einführen, die den spezifischen Aspekten jedes Gebiets Rechnung tragen. So könnte man sich von einem Universalansatz entfernen.

Die folgenden Themenfelder wurden besprochen

  • Die Position der Kirche hinsichtlich der EU-Säule für soziale Rechte
  • Die Position und der Beitrag des EWSA für die EU-Säule für soziale Rechte
  • Die europäische soziale Säule spiegelt eine neue Realität wider
  • Europäische Säule für soziale Rechte: Schwerpunkt auf Bildung und Lernen
  • Europäische Säule für soziale Rechte: Schwerpunkt auf Beschäftigungsproblemen
  • Europäische Säule für soziale Rechte: Schwerpunkt auf fairen Arbeitsbedingungen und Informationen zu Beschäftigungsbedingungen
  • Runder Tisch: Ein Rahmen für Reformen des Wohlfahrtssystems während des Arbeitslebens und danach: Wie kann die Europäische Säule für soziale Rechte zu weiteren Rechten und zu einem besseren Wohlfahrt beitragen?
  • Die Entwicklung der europäischen Sozialpolitik
  • Europäische Säule der sozialen Rechte - quo vadis? Der überwältigende Ehrgeiz für ein soziales Europa
  • Workshop für die Leiter von Arbeiterorganisationen: Werkzeuge für eine effektive Führung
  • Prekäre Beschäftigung und Lebensqualität

Dr. Alfred Sant, MdEP und ehemaliger Premierminister von Malta, hielt eine Grundsatzrede, die ein sehr klares und vollständiges Bild von der historischen und politischen Entwicklung der Sozialpolitik auf EU-Ebene lieferte. Dr. Sant wies auf spezifische kritische Aspekte der EU-Politik hin und schlug mögliche Interventionsbereiche der Arbeitnehmerorganisationen vor. Herr Oliver Roepke, Mitglied der Arbeitnehmergruppe des EWSA, machte wichtige Kommentare zur EU-Säule der sozialen Rechte, in der er nicht nur die Rolle des EWSA bei der Bildung der Säule, sondern auch die Probleme feststellte, bei denen Arbeitnehmerorganisationen einen aktiven Beitrag leisten können. David Casa, Mitglied des Europäischen Parlaments, erläuterte die Entwicklung der EU-Säule für soziale Rechte aus einer Perspektive des Europäischen Parlaments und erläuterte deren wichtigsten innovativen Aspekte.

Die Verbindung zwischen der Wohlfahrt und der EU-Säule für soziale Rechte wurde insbesondere während der Diskussionsrunde vertieft, in der Prof. Philip von Brockdorff, Dr. Therese Comodini Cachia, David Gingell und Evarist Bartolo (Minister für Bildung und Beschäftigung) über die mögliche Systeme diskutierten, die zur Verbesserung der Lebensqualität von Arbeitnehmern und Rentnern beitragen können.

Projektergebnisse

  • Die Teilnehmer erhielten einen detaillierten Überblick über die EU-Säule für soziale Rechte
  • Die Teilnehmer wurden verschiedenen Arten von Lösungen für das Problem ausgesetzt, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene 
  • Die Teilnehmer begrüßten das Problem und die unterschiedlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit makroökonomischen Szenarien auf EU-Ebene
  • Die Teilnehmer haben mehr über die Auswirkungen der verschiedenen Prinzipien der EU-Säule und darüber verstanden, wie ihre Organisationen zu ihrer Umsetzung beitragen können