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Von jungen Menschen für junge Menschen: Rezepte zur Bekämpfung von Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt

Vom 18. bis 20. September 2019 trafen sich 26 junge Arbeitnehmervertreter/innen aus 13 europäischen Ländern im Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath (Deutschland) zur Konferenz der EZA-Plattform für junge Arbeitnehmer/innen, die in Zusammenarbeit mit dem Nell-Breuning-Haus und mit Unterstützung der Europäischen Union durchgeführt wurde. Titel der Veranstaltung war „Von jungen Menschen für junge Menschen: Rezepte zur Bekämpfung von Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt“. Die Konferenz war Teil der EZA-Projektkoordinierung zum Thema Jugendbeschäftigung.

Zu Beginn der Konferenz stand die Frage, mit welchen Unsicherheiten sich junge Menschen in Europa heute konfrontiert sehen. Die Teilnehmer/innen stellten fest, dass junge Menschen eine wichtige Quelle von Fähigkeiten, Kreativität und Dynamik darstellen und sich die Frage stellt, wie sie diese Qualitäten für sich selbst, aber auch für die Gesellschaft besser nutzen können. Die Daten für die Beschäftigung junger Menschen stimmen nicht immer, weil sie teilweise nicht registrieren, dass sie arbeitslos sind. Es ist wichtig, eine Lösung gemeinsam mit den Jugendlichen zu schaffen, nicht für sie. Eine weitere wichtige Feststellung war, dass die Jugendarbeitslosigkeit zwar langsam zurückgeht, die Zahl der Langzeitarbeitslosen unter den Jugendlichen aber zunimmt. Die Konferenzteilnehmer/innen wünschen sich hier verstärkt Strategien des Vorbeugens und pro-aktiven Handelns – nicht nur ein Reagieren.

Projektkoordinator Mateusz Szymański stellte die Hauptannahmen des Projekts, seinen Zeitplan und die ersten Schlussfolgerungen aus den bisherigen Seminaren vor. Sie lassen sich in die folgenden vier große Blöcke einteilen: Bildung, Prekarität junger Menschen, Emigration und Veränderungen in den Organisationen, die junge Menschen vertreten, so dass ihre Stimme wichtiger wäre. Diese Blöcke bildeten die Grundlage für die Arbeit des nächsten Konferenztages.

In einem zweiten Schritt beschäftigten sich die Konferenzteilnehmer/innen mit der Frage, wie ein/e Arbeitgeber/in sein muss, um ein/e Superheld/in zu sein und wie er/sie die Potenziale seiner jungen Mitarbeiter/innen fördern und damit auch nutzen kann?

In kleineren Gruppen gestalteten die Teilnehmer/innen ihren Superhelden und stellten ihn dann der gesamten Gruppe vor.

Was macht eine/n Arbeitgeber/in zum Superhelden? Dazu gehörten unter anderem folgende Eigenschaften:

-Einfühlungsvermögen

-Alle im Gefüge sehen

-Proaktiv sein - nicht reaktiv.

-Stark und flexibel sein und die Fähigkeit besitzen, die Art der Führung in verschiedenen Situationen zu ändern

-Den Mitarbeitern/innen zuhören

-Bei Bedarf Unterstützung anbieten

-Die Mitarbeiter/innen motivieren

-Für die Gesundheit sorgen

-Änderungen vorhersehen

-Kreativ sein

Diese Visionen eines Superheldenarbeitgebers wurden dann einen Realitätscheck unterzogen. Die Konferenzteilnehmer/innen konnten bei einer Betriebsbesichtigung bei Saint Gobain Sekurit, Herzogenrath (Deutschland), einem Hersteller von Automobilglas, mit dem Betriebsrat in Gespräch kommen und bekamen einen Einblick in die Unternehmenskultur, die Arbeitsrealität und welche Förderungen für junge Berufseinsteiger/innen und Auszubildende zur Verfügung stehen.

Darauf aufbauend wurden europäische Beispiele zur Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf vorgestellt. Es wurde festgestellt, dass es einzelne, sehr erfolgreiche Beispiele zur Förderung des Berufseinstiegs für junge Menschen in ganz Europa gibt. Aber diese haben oft nur einen experimentellen Charakter und werden nicht weitergetragen. Es gibt keine gemeinsamen Strategien in den einzelnen Ländern, und schon gar nicht darüber hinaus. Daran schloss sich die Frage an, wie Netzwerke geschaffen werden können, um Ideen und Erfolge weiterzutragen und zu unterstützen?

Genau an diese Frage wurde mit einem Beitrag von Anastasiia Klonova von Foreningen Norden am zweiten Tag der Konferenz angeknüpft. Die NEETs (Not in Education, Employment or Training) Wissensplattform ist Teil eines großen Projekts mit dem Namen "School to Work Flagship" (S2W). Dieses ist Teil einer makroregionalen Strategie für den Ostseeraum. Innerhalb von S2W gibt es zwei weitere Plattformen: eine konzentriert sich auf Schulabbrecher und die andere auf neu angekommene Flüchtlinge. Die Plattformen bieten einen Synergieeffekt. Der Schlüssel zum Erfolg der Plattformen ist, dass sie auf dem Wissen und den Erfahrungen aufbauen, die die Teilnehmer/innen der Plattformen bereits gesammelt haben. Auf diese Weise können sie das bereits Vorhandene weiterentwickeln, anstatt von Grund auf neu aufzubauen.

Klonova motivierte die Teilnehmer/innen zu einem ganz praktischen Ansatz. Es wurden Gruppen gebildet, wodurch die einen von den anderen lernen konnten. Dabei konzentrierten sich die Gruppen auf Projekte, die in verschiedenen Ländern ähnlich sind. Es ging hier ganz praktisch darum, voneinander zu lernen und die Vorteile anderer Projekte zu nutzen, um schon vor Beginn zu wissen, was nach den früheren Kenntnissen und Erfahrungen der anderen funktionieren könnte und was nicht. Diese praktische Einheit wurde von allen Teilnehmern/innen als sehr befruchtend und motivierend erlebt, da der Austausch gefördert wurde, neue Stratiegien entwickelt werden konnten und auch Kooperationsideen zustande kamen.

Am Ende des zweiten Tages wurden die Teilnehmer/innen mit einem Blick in die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung nochmals motiviert, ihre Arbeit aktiv voranzutreiben. „Mit den notwendigen Fähigkeiten und Möglichkeiten ausgestattet, die sie benötigen, um ihr Potenzial zu erreichen, können junge Menschen eine treibende Kraft sein, um die Entwicklung zu unterstützen und zu Frieden und Sicherheit beizutragen. Von Jugendlichen geführte Organisationen müssen ermutigt und befähigt werden, sich an der Umsetzung der Agenda 2030 in lokale, nationale und regionale Politik zu beteiligen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung, Überwachung und Überprüfung der Agenda sowie bei der Rechenschaftspflicht der Regierungen. Mit politischem Engagement und angemessenen Ressourcen haben junge Menschen das Potenzial, die effektivste Umwandlung der Welt in einen besseren Ort für alle zu erreichen.“ Durch diese Aussage bekräftigt die UN nochmals die Wichtigkeit der Rolle der Jugend in den kommenden Prozessen und damit auch die Wichtigkeit der Arbeit und Vernetzung der Jugendorganisationen in Europa und darüber hinaus.