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Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft: Der Schutz der Arbeitnehmer in der Politik der EU

Einleitung

Vom 27. bis 29. September 2019 fand in Bari / Italien ein internationales Seminar zum Thema „Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft: Der Schutz der Arbeitnehmer in der Politik der EU“ statt. Das Seminar wurde organisiert von FEDER.AGRI. (Federazione Nazionale per lo Sviluppo dell'Agricoltura) in Zusammenarbeit mit dem Movimento Cristiano Lavoratori (MCL) und der Internationalen Plattform für Kooperation und Migration (IPCM) und unterstützt von EZA und von der Europäischen Union. Es war Teil der EZA-Projektkoordinierung zum Thema „Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“.

75 Arbeitnehmervertreter/innen aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Albanien, Portugal, Zypern, Griechenland, Litauen und Italien nahmen an dem dreitägigen Seminar teil.

Der erste Teil des Seminars befasste sich mit der Bedeutung von Prävention und Sicherheit am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft. In den letzten Jahren haben tödliche Unfälle sowie Berufskrankheiten, die durch gefährliche Substanzen ausgelöst werden, zugenommen.

Verlauf des Seminars

Eröffnet wurde das Seminar am ersten Tag von Carlo Costalli, Präsident von MCL, einem Verband, der sich für die Förderung der Arbeitnehmerrechte einsetzt. Carlo Costalli unterstrich, dass es wichtig ist, die Rolle der Verbände und Gewerkschaften bei der Verteidigung der Arbeitnehmer/innen und deren Sicherheit neu zu bewerten. Feder.Agri-Generalsekretär Alfonso Luzzi betonte, dass die Arbeit des/r Landwirts/in eine Arbeit sei, bei der traditionelle und neue Risiken zu Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit führen könnten: die Natur des Territoriums, der Einsatz hochentwickelter, leistungsstarker und schwerer Maschinen sowie die Verwendung von Produkten, die nicht immer harmlos und manchmal sogar sehr giftig sind. In diesem Zusammenhang wurde das hohe Risiko tödlicher Unfälle betont, welches zum Teil auf besonders "unebene" Böden zurückzuführen ist, auf denen Hänge und Gefälle die Arbeit ernsthaft beeinträchtigen können, was insbesondere im Zusammenhang mit dem Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen eine Rolle spielt.

Nach einer ausführlichen Diskussion zu diesen Aspekten folgten die Redebeiträge des Direktors des Interprovinziellen Konsortiums für landwirtschaftliche Genossenschaften, Piero Cavrini, und von Sara Angeloni, einer Arbeitsärztin, die sich auch mit den illegalen und kriminellen Aspekten einiger Anwerbungs- und Anstellungspraktiken in der landwirtschaftlichen Arbeit befassten. Die von Piero Cavrini durchgeführte Analyse konzentrierte sich auf das Phänomen des “caporalato'' und der Daten des INAIL (Istituto Nazionale per l'Assicurazione contro gli Infortuni sul Lavoro), aus denen eine eindeutige Korrelation zwischen der Anwesenheit des “caporalato'' und einem Anstieg des Verletzungsrisikos für die Arbeitnehmer/innen hervorgeht. Das Phänomen bekräftigt nicht nur eine Wettbewerbsverzerrung, die durch den gegenseitigen Vorteil des Kunden, der eine Dienstleistung zu geringeren Kosten erhält, und des Unternehmens, das von der Maklertätigkeit profitiert, verstärkt wird, sondern ist auch ein Zeichen für eine allgemeine und weit verbreitete Rechtswidrigkeit, die auf Ausbeutung und Arbeit mit Zwangsmethoden abzielt.

Sehr interessant war auch der zweite Teil des Seminars, in dem dank maßgeblicher Vertreter/innen Frankreichs, Deutschlands und der Länder des Ostens auch einige Länder verglichen wurden. Insbesondere die Intervention von Joseph Thouvenel, Vizepräsident der CFTC, der die Arbeit von Präsident Macron scharf kritisierte und auch auf die Proteste der französischen Arbeiter aufmerksam machte.

Das deutsche Arbeitsschutzsystem zeichnet sich durch seine Doppelstruktur aus. Es umfasst staatliche Arbeitsschutzbehörden (auf Ebene der Bundesverwaltung und jedes einzelnen Landes) und autonome Unfallversicherungsanstalten. Unfallversicherungsunternehmen erlassen nach Prüfung ihrer Bedürfnisse und vorbehaltlich der Genehmigung durch die Bundesregierung und einzelner Bundesländer ihre eigenen Unfallverhütungsvorschriften, wie Reiner Meier erläuterte. Wachstum im Agrarsektor ist sowohl in Polen als auch in Österreich zu verzeichnen, wie Pedro Mota Soares, Parlamentarier aus Portugal, ehemals Arbeitsminister, und Norbert Schnedl, GÖD-Vorsitzender, berichteten.

Das Thema Arbeitssicherheit wurde auch von Andrea Bortolotti von der CTO Vection Group LTD angesprochen. Er legte einen Fokus auf die Beachtung der Compliance- und Sicherheitsverfahren, die auch durch den Einsatz von Virtual-Reality-Tools angegangen werden können, indem ein System für das Sicherheitsmanagement auf Unternehmensebene eingerichtet wird. Eine erste Studie, die heute mehr denn je an Bedeutung gewonnen hat, verweist auf die Notwendigkeit, das Wissen über die „Risikofaktoren für Arbeitnehmer/innen und damit die Chancen, die sich durch sektorale Schulungsplattformen ergeben,“ virtuell sichtbar zu machen.

FAZIT

Im letzten Teil des Seminars brachten Arbeitnehmervertreter/innen aus verschiedenen EU-Ländern ihre Erfahrungen und bewährten Praktiken ein. Dabei wurden Maßnahmen aufgezeigt, die die Arbeitsplatzsicherheit im Agrarsektor verbessern können.

Besondere Probleme bei Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz wurden dort identifiziert, wo unterbezahlte ausländische Arbeitskräfte ohne würdige Arbeitsbedingungen eingesetzt werden. Durch eine gemeinsame Politik und eine starke Förderung des sozialen Dialogs kann eine Verringerung der Ausbeutung und damit auch eine Verringerung von Risiken und Unfällen erreicht werden.

Dies war eine gemeinsame Bewertung und ein Vorschlag, der von allen Teilnehmern/innen des Seminars geteilt wurde.