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Migration und ihre Folgen für das Gesundheitswesen

Das aktuelle Seminar zum Thema „Migration und ihre Folgen für das Gesundheitswesen“ fand vom 16. bis 17. Mai 2019 in Podgorica / Montenegro statt und wurde von der EUROFEDOP (Europäische Vereinigung des Personals im Öffentlichen Dienst) organisiert, um über das Phänomen der Abwanderung hochqualifizierter Kräfte (Brain Drain) im Gesundheitswesen zu diskutieren, ein Prozess, bei dem medizinisches Personal das Heimatland verlässt, um in Ländern zu arbeiten, in denen es ein besseres Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen bekommen kann. Dieser Prozess stellt beispielsweise in den Westbalkanländern ein großes Problem dar, die mit einer bedeutenden Zunahme von Gesundheitsfachkräften konfrontiert sind, die in Länder der Europäischen Union abwandern. Die Eurofedop hatte ihre Mitglieder aus den Westbalkanländern dazu eingeladen, um mehr darüber zu erfahren, und wollte sich anhören, wie deren Vorschläge für den Umgang mit diesen Problemen aussehen. Das Seminar war Teil des EZA-Sonderprojektes für Arbeitnehmerorganisationen im westlichen Balkan.

Die Migration von Arbeitskräften aus dem Gesundheitswesen ist eine globale Herausforderung und betrifft vorwiegend Krankenpfleger und Ärzte. Sie findet ihre Ursache in einem großen Mangel an medizinischen Fachkräften in den Zielländern, erzeugt im Gegenzug aber auch in den Herkunftsländern einen Mangel an Fachkräften in diesem Bereich und gefährdet so die Qualität der Gesundheitsfürsorge. Um mit der Situation umgehen zu können, ist es entscheidend, objektive Indikatoren zu entwickeln, um den Mangel an medizinischen Fachkräften in jedem Land mengenmäßig zu bestimmen, und mögliche Szenarien zu entwickeln, um Lösungen für den bestehenden Mangel zu finden.

Strategien für das Zurückhalten von Fachkräften aus dem Gesundheitswesen sollten nicht nur auf eine Erhöhung von Löhnen, sondern auch auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Qualität des Berufslebens insgesamt abzielen. Das Argument des Personalmangels wurde beispielsweise in Verhandlungen in Rumänien herangezogen, um durch das zuletzt angenommene Lohngesetz eine Erhöhung der Löhne zu erreichen.

Zusätzlich entwickeln sich Gesundheitsleistungen immer weiter und machen es so für Arbeitskräfte im Gesundheitswesen notwendig, sich kontinuierlich selbst fortzubilden. Es bleiben dennoch große Unterschiede hinsichtlich des Ausbildungsgrades in den verschiedenen Ländern bestehen, die zeigen, wie wichtig es ist, eine Gleichwertigkeit der Ausbildung im Gesundheitswesen in den Ländern der EU anzustreben.

Die Digitalisierung von Gesundheitsleistungen führt zwar zu besseren Gesundheits-leistungen, aber Vorsicht ist trotzdem geboten. Der Erfolg des digitalen Wandels hängt von unserem Verständnis von sowohl Leistungen als auch digitalen Komponenten ab.

Für den Umgang mit dem wachsenden „Brain Drain“-Phänomen ist mehr Koordination erforderlich. Gewerkschaften können hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Erfahrungen und bewährte Methoden teilen.

Während des Seminars lieferte Eszter Kovács von der Universität Semmelweis (Ungarn) weitere Informationen zu SEPEN, einem Projekt, das von der EU gefördert wird und darauf abzielt, ein Expertennetzwerk zur Planung von Arbeitskräften im Gesundheitswesen in Europa zu errichten.

Dr. Aleš Bourek von der Universität Masaryk (Tschechien) und Mitglied der EU-Expertengruppe für wirksame Investitionsmöglichkeiten im Gesundheitsbereich hielt einen Vortrag über die Aufgabendelegierung und den digitalen Wandel des Gesundheitswesens und der Gesundheitsleistungen.

Delegierte aus den Westbalkanländern erhielten die Chance, über die Situation in ihren jeweiligen Ländern zu berichten. Es wurde außerdem vereinbart, regelmäßig über die Situation der Abwanderung von hochqualifizierten Kräften zu berichten, wie sie in den betroffenen Ländern aktuell besteht und sich weiterentwickelt.

Der vorliegende Bericht wird den Mitgliedern des Europäischen Parlamentes übermittelt werden und als unterstützendes Dokument für die Lobby-Arbeit der Eurofedop mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen Rat genutzt werden. Darüber hinaus besitzen die Mitglieder ihre eigenen Kontakte und werden diese über den vorliegenden Bericht informieren. Die Ergebnisse werden im Exekutivausschuss und im Handelsausschuss für Gesundheit der Eurofedop ausgewertet werden.