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1989–2019: Gewerkschaft und Politik – Vergangenheit und Zukunft eines sozialen Europas

Vom 25. bis 28. April 2019 fand in Ljubljana / Slowenien die KGZE (Konferenz für gewerkschaftliche Zusammenarbeit in Europa) statt mit dem Titel „1989–2019: Gewerkschaft und Politik – Vergangenheit und Zukunft eines sozialen Europas“. Sie wurde organisiert von ÖZA (Österreichisches Zentrum für Arbeitnehmerbildung), in Zusammenarbeit mit ZD NSi (Združenje delavcev Nove Slovenije) und mit Unterstützung von EZA und der Europäischen Union.

Die rund 75 Teilnehmer/innen kamen von Arbeitnehmerorganisationen aus Albanien, Belgien, Deutschland, Italien, Kosovo (als Gäste), Litauen, Luxemburg, Nord-Mazedonien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik und Ukraine (als Gäste).

Für den Veranstalter ÖZA wies Präsident Norbert SCHNEDL auf die radikale Veränderung hin, die Europa in den letzten 30 Jahren erlebt hat. Noch vor dem Fall des „eisernen Vorhangs“, der Europa jahrzehntelang in zwei Hälften geteilt hatte, fand in Wien im Frühjahr 1989 die erste KGZE statt. Mittlerweile sei die EU das weltweit erfolgreichste Friedensprojekt der Menschheitsgeschichte.

Als Präsident der Partnerorganisation ZD NSi betonte Janez CIGLER-KRALJ die gute Zusammenarbeit mit ÖZA und EZA und unterstrich die Wichtigkeit solcher Konferenzen gerade in Zeiten von „Brexit“ und bevorstehender EU-Wahl.

Der Direktor des AußenwirtschaftsCenter Laibach, Dr. Wilhelm-PeterHASSLACHER, betonte die Wichtigkeit des sozialen Dialogs gerade beim Aufbau und der Betreuung von Investoren/innen in Slowenien.

EZA-Ehrenpräsident, Bartho PRONK gratulierte ÖZA zur hervorragenden Leistung, die KGZE in dieser Qualität durch die 3 Jahrzehnte nicht nur fortgeführt– sondern mit immer interessanten Schwerpunkten zu einem „Leuchtturm“ unter den EZA-Seminaren gemacht zu haben.

Perspektiven 1989 – 2019: Wie haben sich Gewerkschaft und Politik in diesen 3 Jahrzehnten entwickelt?

Anton KOKALJ, ZD NSi beschrieb besonders die Herauslösung Sloweniens aus dem ehemaligen jugoslawischen Staat im Jahr 1989 und den kurzen Bürgerkrieg 1990. Obwohl die Entwicklung zur Eigenständigkeit und danach der Beitritt zur EU ganz wesentlich für Slowenien seien, hätten viele Bürger/innen die Hoffnung auf einen rascheren Wandel. Er betonte die unbedingte Notwendigkeit des Rechtsstaats und setzte seine Hoffnung auf ein Europa der Regionen.

Jakob POCIVAVSEK von der Gewerkschaft PERGAM gab Einblick in die Gründung und Entwicklung unabhängiger Gewerkschaften in Slowenien, die – wie in ganz Mittel- und Osteuropa – stark von den Jahrzehnten geprägt ist, in denen Gewerkschaften als Teil der Staatsmacht und der kommunistischen Partei agiert haben. Nun versuchten die Gewerkschaften ihre Unabhängigkeit – auch von allen politischen Parteien - zu verwirklichen, hätten aber mit starker Fragmentierung in Berufsgruppen zu kämpfen.

Wohin wird sich unsere Gesellschaft bis 2050 entwickeln? Ein (Aus-)Blick in eine digitale Zukunft? Welche ethischen Fragen werden im digitalen Zeitalter aufgeworfen?

Dr. Bernhard LEUBOLT von der ksoe beschrieb die Transformation, durch Digitalisierung in der Gesellschaft . Gerade der Umgang mit der Zeit werde zunehmend problematisch: die Vermischung von Arbeits- und Freizeit; die Beschleunigung aller Lebensbereiche; die Intensität durch gleichzeitige Mehrfachbelastungen; aber auch Ausschluss (Exklusion) von Menschen ohne digitalen Zugang („digital outsiders“) sei zu beobachten. Mit der Frage, wer von der Digitalisierung profitiere, müsse eine Steuerung digitaler Technik zum Nutzen für alle Menschen erfolgen. Wissenschaft und Technik seien nicht neutral, sie müssten sich in Richtung Nachhaltigkeit entwickeln und zu einem „guten Leben für alle Menschen“ führen.

Matej CEPIN von der slowenischen Socialna Akademia erläuterte, dassin der Arbeit mit jungen Menschen immer deutlicher werde, dass die Welt heute kleiner und schneller als je zuvor geworden ist. Das Smartphone – und der dauernde Umgang mit einer elektronischen Cyber-Welt – könne durch das Auslösen von Glückshormonen im menschlichen Körper zu echtem Suchtverhalten führen. Daher werde es immer wichtiger, dieser realen Bedrohung entgegen zu treten und neben der technischen Seite des Lebens auch die soziale, kreative Seite zu fördern.

Prof. Milan KATUNINEC aus Trnava beschrieb zum Jahr 1989 und dem Fall des kommunistischen Systems in Mittel- und Osteuropa: „Nie zuvor in der Geschichte ist Europa der Einheit in Freiheit so nahegekommen.“ Durch die digitale Revolution sei derzeit wieder ein gewaltiger Veränderungsprozess im Laufen. Es bestehe die Gefahr eines Verlustes von Sinn- und Wirklichkeitsbezügen. Er forderte kritisches Denken und sah die größte Gefahr in einem Lebensstil, der aus Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit und Leichtsinn keine Verantwortung mehr anerkennen wolle.

Wie können junge Menschen für Arbeitnehmerorganisationen gewonnen werden und wie wird Jugendvertretung in Zukunft gewährleistet? Welche Themen bestimmen die kommenden Jahre?

Neza REPANSEK von der EZA-Plattform für junge Arbeitnehmer beschrieb die Lebenswelt der Generation Y (zwischen 1980 und 2000 geboren), die deutlich andere „Erwartungen an das (Berufs-)Leben“ habe als ihre Eltern oder Großeltern. Aus „Aktivisten/innen“ würden derzeit immer öfter „Clicktivisten/innen“, die glaubten, mit einem Mausklick alles erreichen zu können.

Denis STRIEDER von der FCG-Jugend beschrieb die 17 Ziele der UNO für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) als Schwerpunkt der Arbeit in den kommenden Jahren, weil Umwelt und Klima zu den größten Herausforderungen der Gegenwart zählten.

Die Weiterentwicklung der EU durch die Implementierung der europäischen Säule sozialer Rechte. Bilden diese die Grundlage für einen verbesserten sozialen Dialog?

Andreas GJECAJ von ÖZA stellte die 20 Grundsätze der „europäischen Säule sozialer Rechte“ zusammen mit Prinzipien der Christlichen Soziallehre vor. Die Hauptforderung lautete, sich in den jeweiligen Ländern aktiv in die Diskussion einzubringen, um Schritte zur Umsetzung der sozialen Säule – durch entsprechende Gesetzgebung in den jeweiligen Parlamenten – zu erreichen.

Bert van CAELENBERG von EUROFEDOP forderte, dass die Schwerpunkte Chancengleichheit und Arbeitsmarktzugang; faire Arbeitsbedingungen und Sozialschutz und soziale Inklusion nach dem Beschluss von Göteborg im November 2017 jetzt umgesetzt werden müssten:

Zum aktuellen Status und zur erfolgreichen Weiterentwicklung des „sozialen Dialogs“ wurden Länderberichte vorgestellt und es erfolgte ein Austausch über die jeweilige Situation.

Informationsbesuch beim AußenwirtschaftsCenter Laibach

Im Treffen mit Mag. Paul OLYNEC beschrieb dieser die Tätigkeit des Centers als Drehscheibe für Investoren/innen – Betreiberin ist die Wirtschaftskammer Österreichs, die diese Servicestation bilateral anbiete. Es würden auch Projekte, wie die Förderung von Lehrberufen (Duale Ausbildung) mit EU-Unterstützung angeboten.