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Die Generation der Millennials bei der Arbeit

Am 24. und 25. September 2018 trafen sich 53 junge Arbeitnehmervertreter aus 19 verschiedenen Ländern in Sofia (Bulgarien) zur Jugendkonferenz der EZA-Plattform für junge Arbeitnehmer, die in Zusammenarbeit mit Podkrepa und mit Unterstützung der Europäischen Union durchgeführt wurde. Titel der Veranstaltung war „Die Generation der Millennials bei der Arbeit“.

Zu Beginn wurden die Teilnehmer mit einer Forschungsreihe zu den „Millenials“, also zur Generation Y bzw. den „Digital Natives“, die zwischen 1982 und 2000 geboren worden waren, konfrontiert. Laut dieser Forschungsreihe sind Millenials individualistisch, narzisstisch und weniger diszipliniert als ihre älteren Mitmenschen und mögen keine Hierarchien. Sie sind tolerant, haben Interesse am Wohl der Allgemeinheit, unterstützen gerne soziale Aktionen und sind Aktivisten. Außerdem erwartet diese Generation, dass sich Arbeitsplätze weiterentwickeln. Sie suchen ein Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben, wollen ihr Berufsbild selbst gestalten, wünschen sich direktes Feedback und langweilen sich schnell. Personalverantwortliche geben an, dass das Verständnis für, die Motivation und Führung von Mitarbeitern aus der Generation Y vielen Führungskräften aus der Generation X schwerfällt. Millennials werden häufig als Jobhopper wahrgenommen, wünschen sich jedoch Stabilität. Der häufige Wechsel von Arbeitsstellen könnte demnach dadurch erklärt werden, dass die Arbeitsstellen nicht zu den Erwartungen der jungen Menschen passen. Andreaa Mitan von der Universität Bukarest schlussfolgert, dass Organisationen begreifen müssen, dass sie mehr in die Unterbringung und die tagtägliche Verwaltung dieser Generation investieren müssen. Organisationen müssen in die Anpassung eines Personenprofils an das kulturelle Umfeld des Arbeitsplatzes investieren und valide Instrumente zur Selbsteinschätzung bieten. Während der Diskussion kam die Frage auf, ob auch finanzielle Gründe den häufigen Wechsel von Arbeitsstellen erklären könnten.

In einem „World Café“ tauschten die Teilnehmer Erfahrungen, bewährte Methoden und gelernte Lektionen darüber aus, wir Arbeitnehmervertreter die Millenials erreichen können. Die erste Empfehlung bestand darin, in den sozialen Medien mit interessanten und attraktiven Aktionen präsent zu sein und mit den jungen Menschen zu interagieren. Kampagnen in den sozialen Medien sollten so entwickelt werden, dass sie nicht nur Likes einbringen, sondern dass sie die Menschen auch als Mitglieder verpflichten. Darüber hinaus müssen Arbeitnehmervertreter in der Offline-Welt dorthin gehen, wo sich auch die jungen Menschen aufhalten, nämlich in Jugendräten auf lokaler und nationaler Ebene, und sie schon in einer frühen Phase, und zwar in der Schule und an der Universität, einbinden. So kann man in Dänemark beispielsweise ab dem Alter von 13 Jahren einer Gewerkschaft beitreten. Auch andere Organisationen boten jungen Menschen einen reduzierten Mitgliedsbeitrag oder Extraleistungen an. Die dritte Empfehlung bestand darin, ein Gruppengefühl, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu erzeugen. Das kann über Sportwettbewerbe, Straßen-veranstaltungen, ein Gewerkschaftssommerprogramm usw. erfolgen. Schlussendlich war man sich einig, dass Gewerkschaften junge Menschen einbinden und in sie investieren müssen und dass sie ihre Bemühungen auf verschiedene Gruppen von jungen Menschen ausdehnen müssen. Arbeitnehmerorganisationen sollten nicht versuchen, die jungen Menschen nur deshalb anzusprechen, um „junge Mitglieder zu haben“, sie sollten ihnen stattdessen einen Platz in der Organisation zugestehen. Es ist wichtig, dass Arbeitnehmerorganisationen ihr altmodisches Image aufbessern und jungen Menschen die Werte und den Aktivismus von Gewerkschaften näherbringen. Es ist eine langwierige Aufgabe, jungen Menschen die Grundlagen der Gewerkschafts-bewegung beizubringen: dass Verhandlungen für sein eigenes Interesse die Solidarität hinterfragen und dass ein gutes Verhältnis zum eigenen Vorgesetzten nicht unbedingt zu den besten Arbeitsbedingungen führt. Das ist besonders in multinationalen Unternehmen in Mittel- und Osteuropa wichtig, in denen Arbeitgeber den Gewerkschaften feindseliger gegenüberstehen. Die Teilnehmer diskutierten außerdem über die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, dass ihre Organisation nicht die einzige Arbeitnehmerorganisation darstellt.

Die Ergebnisse des „World Cafés“ wurden in einem europäischen Forschungsprojekt zur Stärkung der Integration junger Arbeitnehmer in der Metall-, Fertigungs-, Transport-, Lebensmittel-, Dienstleistungs-, Bau- und Holzindustrie bestätigt. Ida Ricci (Filca-Cisl), die die Forschung vorstellte, bestätigte, dass bei jeglicher Strategie zur Einbindung junger Menschen der Schwerpunkt gelegt werden sollte auf: 1. Organisation und Personalbeschaffung, 2. Kommunikation und 3. Vertretung junger Menschen. Die Vertretung junger Menschen bezieht sich auf die Tatsache, dass eine Referenzperson bereitgestellt wird, mit deren Hilfe junge Gewerkschaftsaktivisten zur Förderung von Maßnahmen an vorderster Stelle sichtbar sein können, dass die Beteiligung an Entscheidungsprozessen möglich ist und die Möglichkeit für die Übernahme von Verantwortung gegeben ist.  Denis Strieder, Jugendsekretär bei der FCG (Fraktion christlicher Gewerkschaften im österreichischen Gewerkschaftsbund) ist eine solche Referenzperson. Gemeinsam mit Diomides Diomidous (DEOK, Vorstandsmitglied des EZA) reflektierte er über die Vertretung junger Menschen. Denis bestätigte, dass seine Organisation jedes Jahr 3.000 neue Mitglieder anwerben müsste, um die aktuelle Mitgliederzahl zu halten.

Während einer Simulationsübung entwickelten die Teilnehmer Fertigkeiten, um eine Vertretung junger Menschen in ihrer eigenen Organisation zu ermöglichen. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe mit jungen Gewerkschaftern und eine Gruppe mit Mitgliedern des Exekutivrates. Es gab zwei Verhandlungsrunden, bei denen sich die jungen Gewerkschaftsmitglieder zuerst für 50% junge Mitglieder im Exekutivrat einsetzten. Am Ende einigten sich beide Parteien darauf, einem Jugendvertreter nach den nächsten Wahlen einen Sitz zu geben, und sie entschieden, einen befristeten Unterausschuss einzurichten, um bis zum nächsten Gewerkschaftskongress Beiträge von jungen Arbeitnehmervertretern zu ermöglichen. Durch diese Übung lernten die Teilnehmer, Argumente auszuarbeiten, um sich für die Jugendvertretung einzusetzen, und sie lernten, die Argumente der älteren Generation zu verstehen und vorher-zusehen.

Am Ende des zweiten Tages wurden die Teilnehmer dazu aufgefordert, das in die Tat umzusetzen, was sie gelernt hatten, und sie wurden gebeten, eine Kampagne zu entwickeln. In weniger als einer Stunde entstand ein Video, wurde eine Instagram-Story gestaltet und die Idee für einen Flashmob entwickelt. Auch die übrigen Ideen, wie die Arbeit mit Skizzen, das Kommunizieren von Gewerkschaftsergebnissen und das Sammeln von Geschichten junger Menschen, die erzählten, warum sie in eine Gewerkschaft eingetreten sind, wurden von den Teilnehmern positiv aufgenommen.