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The State of the Welfare State in Europe – 30 Years of Reflection and Renewal

HIVA – EZA Conference 2025 in Leuven

Am 6. und 7. Oktober 2025 fand an der Katholischen Universität Leuven (KUL) die siebte Ausgabe der HIVA – EZA-Konferenz statt. Unter dem Titel „The State of the Welfare State in the EU anno 1992 and 30 years later – Who pays the ferryman?“ blickte die traditionsreiche Veranstaltung auf drei Jahrzehnte europäischer Sozialpolitik zurück – und zugleich nach vorn auf die Zukunft des Wohlfahrtsstaates in Zeiten geopolitischer Unsicherheit, digitaler Transformation und sozialer Herausforderungen.

Ein starkes Europa braucht soziale Sicherheit

In seiner Eröffnungsrede betonte Luc Van den Brande, Präsident von EZA, dass die Konferenz auf eine über 30-jährige gemeinsame Forschungsarbeit zwischen EZA und dem HIVA – KU Leuven zurückgeht. Die Initiative begann 1992, dem Jahr des Maastrichter Vertrags, als Europa wirtschaftlich enger zusammenrückte – jedoch mit der Sorge, dass das soziale Europa hinterherhinken könnte. Seitdem dient die Konferenz als Spiegel der europäischen Integrationsgeschichte und als Plattform für wissenschaftlichen Austausch über soziale Gerechtigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Solidarität.

Van den Brande stellte die Herausforderungen der Gegenwart in den Mittelpunkt: multiple Krisen, Kriege, geopolitische Spannungen und ein Wandel der Arbeitswelt durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Er plädierte für eine Stärkung von Demokratie, sozialem Zusammenhalt und Rechtsstaatlichkeit – Werte, die im europäischen Gesellschaftsmodell verankert sind.

„Competitiveness and security must never come at the expense of social protection,“ betonte Van den Brande.

Er verwies auf die Bedeutung der Europäischen Säule sozialer Rechte (EPSR) und die Notwendigkeit eines neuen Sozialpakts, der Arbeitsrechte, Bildung, soziale Inklusion und faire Arbeitsbedingungen stärkt. Sozialdialog sei dabei ein zentrales Instrument, um Demokratie am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft zu fördern.

Dialog, Kompromiss und europäische Solidarität

In ihrem Schlusswort hob Sigrid Schraml, Generalsekretärin von EZA, hervor, wie sehr die Konferenz beispielhaft für den Beitrag von EZA zu einem sozialen Europa steht. EZA vereint derzeit 70 Mitglieder in 30 Ländern und organisiert jährlich rund 70 Bildungsseminare, Workshops und Forschungsprojekte zur Stärkung von Arbeitnehmervertretungen und Sozialdialog.

Schraml betonte die Bedeutung des Dialogs und der Kompromissfähigkeit für den sozialen Fortschritt in Europa:

„Our societies are diverse. There is a competition of ideas – but we must not forget how to bring them together and work for the common good.“

Europa brauche starke Führungspersönlichkeiten in Arbeitnehmerorganisationen, die über nationale Grenzen hinausdenken und europäische Netzwerke aktiv mitgestalten. Nur durch kontinuierliche Bildung, Austausch und Kooperation könne soziale Gerechtigkeit gesichert und Demokratie gestärkt werden.

Mit Blick auf das Konferenzmotto „Who pays the ferryman?“ erinnerte Schraml daran, dass die Finanzierung des Wohlfahrtsstaates zwar eine Herausforderung bleibe, sie aber mit Optimismus in die Zukunft blicke:

„Together we can ensure that those who rely on the welfare state will find access to it more promising and life-affirming than Hades was.“

Ein gemeinsames Ziel: soziale Gerechtigkeit in Europa

Die zweitägige Konferenz machte deutlich: Soziale Sicherheit, Demokratie und Wettbewerbsfähigkeit gehören untrennbar zusammen. Nur durch Dialog, Bildung und Solidarität kann Europa seine soziale Dimension weiterentwickeln.

Zum Abschluss dankte EZA den Gastgebern von HIVA/KU Leuven um Prof. Jozef Pacolet sowie allen Referentinnen, Teilnehmenden und Unterstützern – und blickte voraus auf die achte Ausgabe dieser wichtigen europäischen Debattenplattform.