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Die tiefen Spuren von Corona im Leben junger Menschen

Europäisches Symposium im Nell-Breuning-Haus beleuchtet Auswirkungen auf soziale und berufliche Teilhabe

Vor fünf Jahren brach das Coronavirus über die Menschheit herein. In vielen Ländern Europas versuchten Regierungen, die Verbreitung des Virus mit Lockdowns, Kontaktsperren und Distanzvorgaben einzudämmen. Diese maßgeblichen Einschränkungen hinterließen besonders bei Kindern und Jugendlichen tiefe Spuren, die bis heute ihre seelische Gesundheit sowie ihre beruflichen und sozialen Teilhabemöglichkeiten beeinflussen.

Ein europäisches Symposium im Nell-Breuning-Haus widmete sich diesem drängenden Thema. Dr. Johanna Wilmes von der Goethe-Universität Frankfurt verdeutlichte, dass drei Jahre eines kontaktarmen und digital distanzierten Lebens aus Sicht junger Menschen eine Ewigkeit sind. Die Erfahrung dieser Phase, verstärkt durch weitere Krisen wie Krieg und Inflation, hinterlässt ein Lebensgefühl, das oft von Unsicherheit, Erschöpfung und Hilflosigkeit geprägt ist. Viele junge Menschen blicken skeptisch in die Zukunft, da sie das Gefühl haben, nicht gehört worden zu sein. Ihre soziale Infrastruktur wurde schon lange vernachlässigt, was nun weitreichende Konsequenzen zeigt.

Diese Folgen sind mittlerweile auch in der Berufswelt spürbar. Vertiefende Gespräche mit dem Betriebsrat der Aachener Firma Zentis, dem sozialen Beschäftigungsprojekt AMOTIMA und der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) zeigten auf, dass nicht nur fachliche Defizite bestehen, sondern auch psychosoziale Problematiken wie Kontaktscheu und mangelnde Belastbarkeit zunehmen. Zudem sinkt die Motivation, sich in verdichteten Vollzeitjobs zu engagieren, da viele junge Menschen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legen.

Für Jugendliche in prekären Lebenslagen stellt sich die Situation noch drastischer dar. Die Pandemie hat ihre ohnehin begrenzten Zukunftschancen auf soziale und berufliche Teilhabe weiter verschlechtert. Daher ist es nun umso wichtiger, über alternative Modelle nachzudenken, insbesondere über einen qualifizierten Zweiten Arbeitsmarkt jenseits der regulären Erwerbsarbeit. Der Übergang von der Schule in den Beruf muss verstärkt begleitet werden – nicht nur beim Schulabschluss, sondern auch während der beruflichen Ausbildung, durch sozialarbeiterische, solidarische und seelsorgliche Unterstützung.

Breite Veranstaltergemeinschaft bringt vielfältige Perspektiven ein

Das europäische Symposium wurde von einem breiten Netzwerk an Veranstaltern getragen. Verantwortlich zeichnete das betriebsseelsorgliche Netzwerk gépo ("groupe européen de la pastorale ouvrière"), in Kooperation mit der Betriebsseelsorge des Bistums Aachen und dem Nell-Breuning-Haus. Zusätzlich waren wir als Europäische Zentrum für Arbeitnehmerfragen (EZA) sowie mehrere unserer Mitgliedsorganisationen involviert, wodurch eine Vielzahl von Perspektiven in die Diskussion eingebracht wurde.

Das Symposium verdeutlichte eindringlich, dass die sozialen und beruflichen Folgen der Corona-Pandemie für junge Menschen nicht nur erkannt, sondern aktiv adressiert werden müssen. Die Ergebnisse der Veranstaltung unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf auf politischer und gesellschaftlicher Ebene, um den jungen Generationen eine zuversichtlichere Zukunft zu ermöglichen.