EZA MAGAZINE
EZA PODCAST

Mobilität und soziale Sicherheit für junge Arbeitnehmer:innen im Gastgewerbe

Vom 27. bis 30. September 2023 fand ein Seminar zum Thema „Mobilität und soziale Sicherheit für junge Arbeitnehmer:innen im Gastgewerbe“ statt, das von IFES in Zusammenarbeit mit KIKEA-DEOK unter der Koordination des EZA organisiert und von der Europäischen Union finanziert wurde. 

Die Mobilität junger Arbeitnehmer:innen gehört zu den Themen, die für die Mitglieds-staaten der Europäischen Union von großem Interesse sind. Einige von ihnen entsenden Arbeitnehmer:innen in andere Mitgliedsstaaten, um dort zu arbeiten, andere nehmen diese Arbeitnehmer:innen auf. Das Thema ist nicht neu, aber bisher gibt es noch keine nachhaltigen Lösungen. 

Das Gastgewerbe ist eine Branche mit einer hohen Mobilität der Arbeitnehmer:innen. Innerhalb der Grenzen ihres eigenen Landes oder im Ausland starten die Arbeitnehmer:innen sehr früh in ihr Berufsleben. An diesem Punkt ihres Lebens beschäftigen sich junge Arbeitnehmer:innen noch nicht mit dem Thema Ruhestand oder mit Krankheiten (insbesondere beruflich bedingten).

Auf der anderen Seite ist es in dieser Branche fast schon üblich, niedrige Löhne zu verdienen, oft weil Trinkgelder und andere Einkommensquellen zu den dort gezahlten Löhnen hinzugerechnet werden. Darüber hinaus sind die Arbeitskräfte in dieser Branche in wesentlich höherem Maße der Illegalität in den Arbeitsbeziehungen, einer schlechten Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und Diskriminierung ausgesetzt.

Es liegt in der Verantwortung der Gewerkschaften, sich den Herausforderungen eines sehr niedrigen gewerkschaftlichen Organisationsgrades in diesem Sektor und eines sehr hohen Misstrauens junger Menschen gegenüber Berufsverbänden zu stellen. Es liegt auch in ihrer Verantwortung, die Arbeitnehmer:innen über die legale Arbeitsweise und über Gefahren zu informieren, denen sie sich aussetzen, wenn sie nicht durch Sozialversicherungssysteme abgesichert sind. 

Das Projekt wurde in Zypern durchgeführt, einem Land, in dem eine große Anzahl von Arbeitnehmer:innen im Gastgewerbe aus dem Ausland stammt. Darunter auch viele junge rumänische Arbeitnehmer:innen.

An dem Seminar nahmen 50 Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus Bulgarien, Zypern, Frankreich, Deutschland, Litauen, Spanien, Serbien, der Republik Moldau und Rumänien teil. 

Auf dem Seminar wurden die folgenden Themen behandelt:

Herausforderungen für das Gastgewerbe in Europa nach der Pandemie 

  • Herausforderungen für das zyprische Gastgewerbe in der Zeit nach der Pandemie (Cyprus Hotel Association Famagusta – Panayiotis CONSTANTINOU)

  • Mobilität für bessere Arbeitsplätze (CNS Cartel Alfa Filiale in Caras-Severin – Marian APOSTOL)

 Mobilität und soziale Sicherheit im Gastgewerbe 

  • Soziale Sicherheit für (fast) alle im zyprischen Gastgewerbe (Abteilung für Arbeitsbeziehungen, zyprischer Arbeitsminister – Xenios MAMAS)

  • Überblick über das Gastgewerbe in den Ländern der Europäischen Union (Movimento Cristiano dei Lavoratori – Marco BOLEO)

  • Mobilität und soziale Sicherheit im Gastgewerbe. Eine spanische Perspektive (Universität von Sevilla – Maria Jose RODRIGUEZ RAMOS)

  • Spezifische Arbeitsbedingungen und rechtliche Bindungen in der Branche (rumänische Arbeitsministerin, Arbeitsinspektion Cluj – Emilia LUMEI)

Die Vertretung von (jungen) Arbeitnehmer:innen. Spezifische Aspekte für den Bereich des Gastgewerbes. Inwieweit sind Arbeitnehmer:innen durch nationale und europäische Sozialversicherungsbestimmungen und spezifische Tarifverträge abgesichert? Realitäten und Herausforderungen in verschiedenen europäischen Ländern.

  • Berichte aus Frankreich (CFTC – Joseph THOUVENEL), Serbien (BOFOS – Mara Erdelj), Bulgarien (Natalia TSVETKOVA – CL PODKREPA), Litauen (Daiva PAKULIENA - LDF), der Republik Moldau (Sergiu COCOS – PPA)

Die Rolle der Gewerkschaften und des sozialen Dialogs bei der fairen Eingliederung von (jungen) Arbeitnehmer:innen in den Arbeitsmarkt des Gastgewerbes.

  • Eingliederung junger Arbeitnehmer:innen in den rumänischen Arbeitsmarkt. Wie ist die Situation im Hotel- und Gaststättengewerbe? (CNS Cartel Alfa Gorj – Gore VARTAN

  • Sozialer Dialog im zyprischen Gastgewerbe (Gewerkschaft im Gastgewerbe, DEOK – Kyriakos EFTHYMIOU)

Ein sehr wichtiger Programmpunkt des Seminars war die von Maya STOYKOVA [Jugendnetzwerk CL Podkrepa – BG] und Alin-Valentin DATCU [Gewerkschaft Massenmedien @ CNS Cartel Alfa Zweigstelle in Caraș-Severin – RO] moderierte Podiumsdiskussion über Die Vertretung von (jungen) Arbeitnehmer:innen in der Gastgewerbebranche. Wie gut sind (junge) Arbeitnehmer:innen aus anderen Ländern durch die nationalen gesetzlichen Bestimmungen abgedeckt?

Die Teilnehmer:innen hatten die Gelegenheit, sich Erfahrungsberichte von jungen Arbeitnehmer:innen aus Bulgarien und Rumänien anzuhören, die im Gastgewerbe in Zypern tätig sind. Sie waren im Rahmen des Seminars der Einladung der DEOK-Aktivist:innen gefolgt. Nach den Erfahrungsberichten darüber, wie sie arbeiten, wie sie in die zyprische Gesellschaft integriert sind und wie sie DEOK-Mitglieder wurden, kam es zu einem anhaltenden Dialog zwischen den Podiumsteilnehmer:innen und den Teilnehmer:innen über Arbeits- und Lebensbedingungen, über soziale Sicherheit, sowie über ihre Verbindung zu den Ländern, die sie (für eine Weile oder endgültig) verlassen haben.

Ein besonderer Vortrag wurde von Anna KOBYLECKA gehalten. Anna ist Pastoralreferentin im Bistum Aachen. Sie hielt einen Vortrag über Gute Praktiken bei der Verwaltung der Arbeitnehmer:innenmobilität. Sie sprach auch über Die Erfahrungen der Zusammenarbeit zwischen den EZA-Mitgliedsorganisationen.

Das abschließende Thema des Seminars lautete: Mobilität und soziale Sicherheit für (junge) Arbeitnehmer:innen im Gastgewerbe. Wie kann man es besser machen? Dieses Thema bot eine sehr gute Gelegenheit für die meisten Teilnehmer:innen, ihre Meinung zu Mobilität, zu jungen Arbeitnehmer:innen im Ausland und zu sozialer Sicherheit zu äußern. 

In der abschließenden Diskussion des Seminars unter der Moderation von Iulian GAVRILA [Jugendausschuss der CNS Cartel Alfa Niederlassung in Brașov – RO] wurden Ideen vorgestellt, die in ein Dokument zur Information junger Arbeitnehmer:innen einfließen sollten, die sich für eine Tätigkeit in einem anderen Land als Ausübung ihres Rechts auf berufliche Mobilität entscheiden: gute Kenntnisse des Arbeitsumfeldes im Zielland, Identifizierung der Gewerkschaften und/oder anderer Organisationen, die sich für die Rechte von Arbeitnehmer:innen einsetzen, minimale Kenntnisse der Sprache des Ziellandes, usw.

Diese Art von Seminar soll regelmäßig im Rahmen des Programms für den sozialen Dialog des EZA organisiert werden. Die Teilnehmer:innen forderten eine enge Zusammenarbeit und den Austausch von guten und schlechten Beispielen aus verschiedenen Ländern.