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Lehren aus der Pandemie und Überlegungen für die Zukunft: Bildung als Schlüsselfaktor für Beschäftigung, Wiederaufbau und wirtschaftliche Erholung in Europa

Das Seminar „Lehren aus der Pandemie und Überlegungen für die Zukunft: Bildung als Schlüsselfaktor für Beschäftigung, Wiederaufbau und wirtschaftliche Erholung in Europa“ fand programmgemäß am 22. und 23. März 2024 in Torremolinos, Spanien, statt. Die von der Europäischen Union finanzierte Veranstaltung, zu der 62 Vertreter:innen von Arbeitnehmerverbänden aus verschiedenen europäischen Ländern zusammenkamen, wurde von CEAT (Centro Español para Asuntos de los Trabajadores) in Kooperation mit EZA organisiert. 

ERÖFFNUNG DES SEMINARS 

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit Beiträgen des EZA-Präsidenten, Herrn LUC VAN DEN BRANDE, des Europaabgeordneten für Deutschland, Herrn DENNIS RADTKE, und von Frau CINDY FRANSEN, Europaabgeordnete für Belgien, zusammen mit dem Präsidenten von CEAT, Herrn DAVID CERVERA, in denen sich die Redner:innen mit den Herausforderungen auseinandersetzten, denen wir insbesondere in der Bildung und in der Arbeitswelt gegenüberstehen. Das besondere Augenmerk galt dabei den bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament. 

HAUPTVORTRAG 

Dr. ISMAEL SANZ LABRADOR, Prorektor der Universität Rey Juan Carlos, präsentierte in seinem Vortrag mit dem Titel „Lehren aus der Pandemie für ein besseres Verständnis der sozioökonomischen Realität in Zeiten des Umbruchs“ die jüngste PISA-Studie, die sich pandemiebedingt verzögert hatte. Die Ergebnisse der Studie sind weitgehend negativ, was größtenteils auf die Schulschließungen während der Gesundheitskrise zurückzuführen ist. Der Redner hob die bestehenden Ungleichheiten hervor und verwies auf die grundlegende Bedeutung der Bildung für den Aufbau der Gesellschaft. 

ANDERE BEMERKENSWERTE VORTRÄGE 

Frau MARTA ENCINAS-MARTIN, Senior Advisor Global Relations bei der OCDE, wies in ihrem Vortrag mit dem Titel „Gender, Bildung und digitale Transformation: geschlechtsspezifische Unterschiede in Karriere, Arbeitsleben und Digitalisierung“ darauf hin, dass Frauen in weiterführenden Schulen im Allgemeinen bessere Leistungen erbringen, in ihrem Berufsleben aber dennoch geringer bezahlt sind. Überdies würden sich nur sehr wenige von ihnen für die sog. MINT-Fächer entscheiden. Für mehr Geschlechtergerechtigkeit müssten mehr Frauen einen Universitätsabschluss erzielen, der gegenüber nicht akademischen Berufen einen um 40 Prozent höheren Verdienst ermögliche. 

Herr JOSÉ LUIS PEREA BLANQUER, Generalsekretär der Federación Nacional de Organizaciones de Autónomos (ATA), berichtete, dass in Spanien 3.339.845 Personen selbstständig seien. Ihre Zahl habe in den letzten 5 Jahren um 9,4 Prozent zugenommen. In Andalusien sei die Zahl der Selbstständigen, die derzeit 572.659 betrage, in den letzten 10 Jahren sogar um 21,6 Prozent gestiegen. Sowohl landesweit als auch in Andalusien hat sich in den letzten 5 bis 10 Jahren vermehrt ein weibliches Unternehmertum herausgebildet. Insgesamt machten sich mehr Frauen als Männer selbstständig. 

Der Redner schloss mit der Mahnung, die Figur des in der Öffentlichkeit oft gescholtenen Unternehmers neu zu bewerten. Von der Grundschule bis zu den Universitäten spiele Bildung eine wesentliche Rolle bei der Vermittlung von Wissen über die Funktion der Unternehmerin bzw. des Unternehmers und den Beitrag von Unternehmen zur Schaffung von Wohlstand in der Gesellschaft durch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen. 

INTERNATIONALER RUNDER TISCH – „Die Rolle der Bildung angesichts der Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt“

Die Moderation übernahm Dr. BENITO CADENAS NOREÑA, Professor für Wirtschaft an der Universität Rey Juan Carlos, der zur Eröffnung der Debatte auf die Bedeutung einer werteorientierten Bildung zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt hinwies.   

Herr PEDRO ROQUE OLIVEIRA, Abgeordneter der Versammlung der Portugiesischen Republik, sprach zu Beginn seines Vortrags über den durch die Pandemie hervorgerufenen Wandel und die sich eröffnenden Chancen. Die Pandemie habe durchaus eine positive Entwicklung angestoßen, indem sie der Nutzung neuer Technologien Auftrieb gegeben habe. Allerdings habe der Fernunterricht durch einen Mangel an Ausstattung und beengte Wohnverhältnisse gelitten. Außerdem sahen sich Eltern vor die Schwierigkeit gestellt, ihren Schulkindern beim Lernen helfen zu müssen. 

Herr DAVID AGIUS, Vertreter der Versammlung von Malta, präsentierte Studien und Umfragen aus Malta, die im Ergebnis insbesondere das Fehlen eines klaren Protokolls mit der Folge einer erschwerten Kommunikation zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen erkennen ließen. Zudem fehle es den Schüler:innen an grundlegender Ausstattung und geeignetem Platz in der Wohnung zum Lernen. 

Herr SILVIU TRAIAN ISPAS, Präsident des Instituto de Formación Económica y Social IFES in Rumänien, sprach über Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen in der Zeit nach der Pandemie. Einwanderung, Inflation und die Bankenkrise wirkten sich in seinem Land negativ auf den Arbeitsmarkt aus. Positiv hob er die Chancen hervor, die sich durch neue berufliche Qualifikationen, Automatisierung, Telearbeit und grüne Arbeitsplätze ergäben. 

Herr ADRIANO MORENO, Generalsekretär des Justizsektors Andalusien in der Gewerkschaft USO, betonte die Bedeutung der Arbeitskräfte als das wichtigste Kapital eines Unternehmens. Ihre Wertschätzung und Weiterbildung ermöglichten höhere Produktivität. Zwar sei die Weiterbildung eine Aufgabe aller Wirtschaftsbereiche, eine besondere Bedeutung habe sie jedoch für den Dienstleistungssektor und für die Bauwirtschaft, die ohne Arbeitssicherheit und Spezialisierung nicht auskomme. 

DISKUSSIONSRUNDE 

An der offenen Debatte über „Aufgaben und Vorschläge angesichts der Herausforderungen der Entwicklung und gesellschaftlichen Integration in Europa im Schlüsseljahr der Europawahlen“ beteiligten sich alle Teilnehmer:innen aus den verschiedenen Ländern. Es wurden sechs Linien für den Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Teilnehmerländern vorgeschlagen. Die Teilnehmer:innen konnten sich themenbezogen über die unterschiedlichen Gegebenheiten in ihren Ländern austauschen. In den Schlussfolgerungen ging es um die Notwendigkeit, die Nutzung von Technologie und die künstliche Intelligenz auf geeignete Weise in die Bildungssysteme einzubeziehen, um junge Menschen auf Berufe vorzubereiten, die sich im Wandel befinden bzw. die es heute noch gar nicht gibt: Berufe, die auf Technologie beruhen. Betont wurde auch die Bedeutung des Unternehmertums als Motor der europäischen Gesellschaft. 

KLAUSUR 

Geschlossen wurde die Klausurtagung von Herrn PIERGIORGIO SCIACQUA, Co-Präsident von EZA, und Herrn JAVIER MORILLAS, Vize-Präsident von UETDC. Sie gaben abschließend einen Überblick über die aus dem Seminar gezogenen Lehren und die schwierige Situation, in welcher wir uns heute kurz vor den Europawahlen in einer Zeit kriegerischer Konflikte innerhalb und außerhalb von Europa befinden. Wir müssten daher zusammenstehen wie nie zuvor und dürften die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. 

Der Präsident von CEAT dankte abschließend den Teilnehmer:innen für ihr Interesse und ihre Beiträge, die von CEAT zusammengestellt werden, und wünschte ihnen im Namen des Präsidiums von CEAT eine gute Heimfahrt.